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Mein Herz behüten
„Lache und die Welt lacht mit dir. Weine, und du weinst allein.“ (Ella Wheeler Wilcox). Lachen stiftet Gemeinschaft. Völlig klar. „Lache und die Welt lacht mit dir.“ Wer lacht, findet immer andere, die gerne mit lachen oder gackern oder prusten. Oder quietschen. Auf Feiern und Festen merken wir das. Da gibt es dann beim Essen immer welche, die herzlich und laut miteinander lachen. Da werden alle andern aufmerksam. Und möchten mitlachen. Weil Lachen Menschen anzieht. Zueinander bringt. Weil es fröhlich macht, gute Laune.
„Weine, und du weinst allein.“ Weinen macht eher einsam. Auch wenn manchmal Weinende sehr viel Anteilnahme und Zuwendung erfahren. Meist werden weinende Menschen eher gemieden. Wie spreche ich die bloß an? Ich will den doch nicht verletzen, ihm nicht weh tun. Doch manchmal ist Weinen wirklich heilsam und wichtig. Weinen befreit von der Trauer, die in mir ist. Löst die Traurigkeit. Tränen sind die Perlen der Trauer, heißt es. Das Herz wird leichter, findet zur Heiterkeit zurück. Zur Freude. Zum Lachen.
Im Buch der Sprüche heißt es: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“ (Sprüche 4,23) Mein Herz behüten. Mit allem Fleiß! Mit offenem Herzen und wachem Verstand durchs Leben zu gehen. Bei jeder Entscheidung überlegen, was entsteht daraus, jetzt und in Zukunft. Meinem Herzen treu bleiben – und der Liebe. Umkehren, wenn ich irrte. Ich habe es leider nicht besser gewusst. Und gerade dann: mein Herz behüten. Gut darauf aufpassen, denn es ist das Kostbarste was ich besitze.
Mein Herz behüten. Mein offenes Herz. Es vor mir tragen wie eine kleine Blüte, die in all meinen Farben gleichzeitig leuchtet. Rot, Lila, Grün, Blau, Türkis, alles, was ich bin. Je mehr ich mich öffne, je heller scheint sie. Bei Regen macht sie lieber zu. Kaum scheint die Sonne wieder, blüht sie umso heller. Mein offenes Herz behüten. Die Wunder um mich herum erkennen. Die andern so sehen, wie sie wirklich sind. Neugierig, wild und frei ist mein offenes Herz. Und sehr verletzlich. Offen bleiben.
Mein Herz behüten. Mein mutiges Herz. Angst zu haben gehört dazu. Manchmal bin ich starr vor Angst. Meine Knie schlottern. Mir fehlt mir die Luft zum Atmen. Es schnürt mir buchstäblich die Kehle zu. Mein mutiges Herz behüten. Ruhig bleiben, meine eigene Wahrheit finden. Sie laut in die Welt sagen. Meine Stimme mag anfangs zittrig und zaghaft sein. Doch mit jedem Mal wird sie kräftiger sein und stärker. So wie ich. Unbedingt mutig sein!
Mein Herz behüten. Mein ehrliches Herz. In allen Dingen die Wahrheit zu finden suchen. Auf die Menschen und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln schauen. Daran denken, die Wahrheit ist immer eine Summe aus vielen Wahrheiten. Mein ehrliches Herz behüten. Und auf der Hut sein, dass es sich dabei um Wahrheiten handelt, die aus reinen Herzen entspringen. Alles andere entfernt mich nur davon.
Mein Herz behüten. Mein mitfühlendes Herz. Fühlen, was die Menschen und Tiere bewegt. In Verbindung bleiben. Die Verbindung zueinander ist wie der Puls, der uns antreibt, der alles ausmacht. Mein mitfühlendes Herz behüten. Dass es warm bleibt, auch wenn um mich alles gefroren scheint. Gut für mich sorgen. Und für die Menschen in meiner Nähe. Und für die, die ich gar nicht kenne. Zuhören! Hinsehen! Mitfühlen!
Mein Herz behüten. Mein großzügiges Herz. Geben! Wirklich und aufrichtig geben, so oft ich kann. Am besten ohne Grund geben, einfach, weil ich nicht anders kann. Einfach da sein, wenn ich helfen kann. Wenn ich mehr tun kann als gewöhnlich, handeln, ohne lange drüber nachzudenken. Mein großzügiges Herz behüten. Es gibt mehr Gelegenheiten dafür, als ich denke. Oder ahne.
Mein Herz behüten. Mein vergebendes Herz. Nicht vergeben zu können, bedeutet an alten Wunden und Mustern festzuhalten. Wir alle sind Menschen, wir alle machen Fehler. Versuchen, daraus zu lernen. Mein vergebendes Herz behüten. Den gleichen Fehler nicht wieder machen. Mir selbst vergeben. Und den anderen. Vergeben bedeutet nicht vergessen. Vergeben bedeutet wirklich frei sein.
Mein Herz behüten. Mein freies Herz. Immer und jederzeit bereit die Richtung zu ändern. Einen neuen Kurs einzuschlagen. Manchmal ändert sich die Art, wie ich denke und fühle, ganz plötzlich, über Nacht. Mein freies Herz behüten. Bereit bleiben, alles Gewohnte hinter mir zu lassen. Sehen, wie verbunden wir alle in Wahrheit sind. Wie viel wir uns bedeuten. Groß träumen. Sich dem Leben anvertrauen, ohne wenn und aber.
Mein Herz behüten. Mein liebendes Herz. Enthält alles. Ist offen, mutig, ehrlich, mitfühlend, großzügig, vergebend und frei. So wie die Farben eines bunten Regenbogens. Mein liebendes Herz schlägt laut und gleichzeitig leise. Bringt immer neue Wunder hervor. Ist doch selbst das größte Wunder! Mein liebendes Herz behüten. Zu lieben versuchen, wie nur ich es kann. Mit jeder Faser. Mit meiner ganzen Seele. Am Ende zählt das. Wie sehr wir geliebt haben.
„Weine, und du weinst allein.“ Weinen macht eher einsam. Auch wenn manchmal Weinende sehr viel Anteilnahme und Zuwendung erfahren. Meist werden weinende Menschen eher gemieden. Wie spreche ich die bloß an? Ich will den doch nicht verletzen, ihm nicht weh tun. Doch manchmal ist Weinen wirklich heilsam und wichtig. Weinen befreit von der Trauer, die in mir ist. Löst die Traurigkeit. Tränen sind die Perlen der Trauer, heißt es. Das Herz wird leichter, findet zur Heiterkeit zurück. Zur Freude. Zum Lachen.
Im Buch der Sprüche heißt es: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“ (Sprüche 4,23) Mein Herz behüten. Mit allem Fleiß! Mit offenem Herzen und wachem Verstand durchs Leben zu gehen. Bei jeder Entscheidung überlegen, was entsteht daraus, jetzt und in Zukunft. Meinem Herzen treu bleiben – und der Liebe. Umkehren, wenn ich irrte. Ich habe es leider nicht besser gewusst. Und gerade dann: mein Herz behüten. Gut darauf aufpassen, denn es ist das Kostbarste was ich besitze.
Mein Herz behüten. Mein offenes Herz. Es vor mir tragen wie eine kleine Blüte, die in all meinen Farben gleichzeitig leuchtet. Rot, Lila, Grün, Blau, Türkis, alles, was ich bin. Je mehr ich mich öffne, je heller scheint sie. Bei Regen macht sie lieber zu. Kaum scheint die Sonne wieder, blüht sie umso heller. Mein offenes Herz behüten. Die Wunder um mich herum erkennen. Die andern so sehen, wie sie wirklich sind. Neugierig, wild und frei ist mein offenes Herz. Und sehr verletzlich. Offen bleiben.
Mein Herz behüten. Mein mutiges Herz. Angst zu haben gehört dazu. Manchmal bin ich starr vor Angst. Meine Knie schlottern. Mir fehlt mir die Luft zum Atmen. Es schnürt mir buchstäblich die Kehle zu. Mein mutiges Herz behüten. Ruhig bleiben, meine eigene Wahrheit finden. Sie laut in die Welt sagen. Meine Stimme mag anfangs zittrig und zaghaft sein. Doch mit jedem Mal wird sie kräftiger sein und stärker. So wie ich. Unbedingt mutig sein!
Mein Herz behüten. Mein ehrliches Herz. In allen Dingen die Wahrheit zu finden suchen. Auf die Menschen und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln schauen. Daran denken, die Wahrheit ist immer eine Summe aus vielen Wahrheiten. Mein ehrliches Herz behüten. Und auf der Hut sein, dass es sich dabei um Wahrheiten handelt, die aus reinen Herzen entspringen. Alles andere entfernt mich nur davon.
Mein Herz behüten. Mein mitfühlendes Herz. Fühlen, was die Menschen und Tiere bewegt. In Verbindung bleiben. Die Verbindung zueinander ist wie der Puls, der uns antreibt, der alles ausmacht. Mein mitfühlendes Herz behüten. Dass es warm bleibt, auch wenn um mich alles gefroren scheint. Gut für mich sorgen. Und für die Menschen in meiner Nähe. Und für die, die ich gar nicht kenne. Zuhören! Hinsehen! Mitfühlen!
Mein Herz behüten. Mein großzügiges Herz. Geben! Wirklich und aufrichtig geben, so oft ich kann. Am besten ohne Grund geben, einfach, weil ich nicht anders kann. Einfach da sein, wenn ich helfen kann. Wenn ich mehr tun kann als gewöhnlich, handeln, ohne lange drüber nachzudenken. Mein großzügiges Herz behüten. Es gibt mehr Gelegenheiten dafür, als ich denke. Oder ahne.
Mein Herz behüten. Mein vergebendes Herz. Nicht vergeben zu können, bedeutet an alten Wunden und Mustern festzuhalten. Wir alle sind Menschen, wir alle machen Fehler. Versuchen, daraus zu lernen. Mein vergebendes Herz behüten. Den gleichen Fehler nicht wieder machen. Mir selbst vergeben. Und den anderen. Vergeben bedeutet nicht vergessen. Vergeben bedeutet wirklich frei sein.
Mein Herz behüten. Mein freies Herz. Immer und jederzeit bereit die Richtung zu ändern. Einen neuen Kurs einzuschlagen. Manchmal ändert sich die Art, wie ich denke und fühle, ganz plötzlich, über Nacht. Mein freies Herz behüten. Bereit bleiben, alles Gewohnte hinter mir zu lassen. Sehen, wie verbunden wir alle in Wahrheit sind. Wie viel wir uns bedeuten. Groß träumen. Sich dem Leben anvertrauen, ohne wenn und aber.
Mein Herz behüten. Mein liebendes Herz. Enthält alles. Ist offen, mutig, ehrlich, mitfühlend, großzügig, vergebend und frei. So wie die Farben eines bunten Regenbogens. Mein liebendes Herz schlägt laut und gleichzeitig leise. Bringt immer neue Wunder hervor. Ist doch selbst das größte Wunder! Mein liebendes Herz behüten. Zu lieben versuchen, wie nur ich es kann. Mit jeder Faser. Mit meiner ganzen Seele. Am Ende zählt das. Wie sehr wir geliebt haben.
Wen da dürstet, der komme zu mir!
Am letzten Tag des Laubhüttenfestes, der der höchste war, trat Jesus im Tempel auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
(Joh 7, 37-39)
Durst! Ich erinnere mich an eine lange heiße Wanderung, wo uns das Wasser ausging. Schnell waren die Getränkeflaschen leer. „Man kann doch aus jedem Bach trinken“, dachte ich. Doch es kam kein Bach, keine Quelle. Auch kein Kiosk, kein Gasthaus. Nichts, kein Tropfen. Stunden lang. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“, ruft Jesus.
Durst! Jesus meint wohl einen anderen Durst. Johannes erklärt: Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Durst nach Geist? Nach dem Geist? Wer spürt diesen Durst? Viele haben ihn sich abgewöhnt. Weil man gar nicht mehr weiß, ob da noch was ist, über das Materielle hinaus.
Durst! Durst nach Geist! Wir bekommen ja eingehämmert: Menschen sind eigentlich nur Maschinen. Die man reparieren kann, verbessern. Durch eine biochemische Ergänzung, die wird zugeführt und die Abwehr steht wieder. Wie bei einer Rückrufaktion fürs Auto. Wer so denkt, tut sich schwer mit dem Geist.
Durst! Und doch gibt es Menschen, die spüren den Durst: „Unruhig bin ich, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle. Hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen. Dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und Kränkung. Ohnmächtig wartend auf große Dinge. Zu müde, zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen.“
Durst! So beschrieb es Dietrich Bonhoeffer, nach Monaten im Gefängnis. Wie ein Vogel im Käfig, nach Atem ringend, hungernd nach Farben, Blumen, Vogelstimmen. Geht es da um Geist? Ist nicht das, wonach sich Bonhoeffer in seiner Zelle sehnt, sehr handfest, körperlich, materiell? Vielleicht stellen wir uns den Geist zu flüchtig vor. Jesus ruft ja: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Durst! Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Von dessen Körper! Dies lebendige Wasser ist nichts Nebulöses. Und der Körper keine Maschine. Das Eigentliche in uns Menschen, das wirklich Verlässliche sind nicht Fleisch und Blut, Haut und Knochen, Zellen und Moleküle. Das Eigentliche in uns Menschen ist etwas, was nicht zu fassen ist; etwas Geistiges. Und doch da ist: unser Wesentliches, unser Selbst.
Durst! Der Durst, den Jesus meint, der Durst, den Bonhoeffer in seiner Zelle spürte, die Sehnsucht nach dem Eigentlichen: Farben, Blumen, Vogelstimmen, gute Worte, menschliche Nähe – alles nicht fassbar, aber so wichtig. Wen da dürstet, der komme zu mir! Um Jesus zu verstehen, hilft es sich selbst neu zu verstehen. Sonst nehmen wir wahrscheinlich nicht einmal den Durst wahr, von dem Jesus spricht.
Durst! Wasser zum Trinken habe ich. Sogar Kaffee. Und zu essen. Und Geld, mit dem ich mir das, was ich so brauche, kaufen kann. „Stell dich nicht so an! Dir fehlt doch nichts!“ Doch warum bin ich unruhig? Sehnsüchtig und krank wie ein Vogel im Käfig? Warum ringe ich nach Lebensatem? Warum hungere ich nach Farben, Blumen, Vogelstimmen? Warum dürste ich nach guten Worten, menschlicher Nähe? Warum zittere ich vor Zorn über willkürliche Maßnahmen?
Durst! Ja. Wär ich eine Maschine, ginge es mir gut. Aber ich bin ein Mensch und dürste! Brauche mehr als satt und sauber und Kaffee zum Trinken. Weil ich eben dieses Geistige bin. Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt! Glauben – das ist Vertrauen. Nicht irgendwem. Bloß nicht jedem blind vertrauen. Aber Jesus! Wunderbar. Ich lasse mich fallen. Da bin ich geborgen. Überlasse mich dem, der mich kennt. Der weiß, was ich brauche. Das ist wie Trinken nach einer stundenlangen Wanderung in der Hitze! Frisches, klares Wasser!
Doch wie soll das gehen: Zu Jesus kommen, ihm vertrauen? Aber der ist kein lebendiges Gegenüber. Doch! Wenn ich mich neu sehen lerne – als im Wesentlichen etwas Geistiges, dann wird es anders. Dann steht mein nicht fassbares Inneres dem nicht fassbaren Jesus ganz direkt gegenüber. Der Weg zu Jesus ist offen. Wer Jesus vertraut, wird selbst zur Quelle lebendigen Wassers. Nicht im nebulös-übertragenen Sinn. Sondern: Von dessen Körper, sagt Jesus, fließt das lebendige Wasser anderen zu.
Eine Umarmung fällt mir ein. Eine Umarmung ist nicht in Worte zu fassen. Etwas Körperliches geschieht, vom geistförmigen Eigentlichen der einen zum Eigentlichen des anderen. Darum berührt eine Umarmung so tief. Ja, Durst ist auch etwas Gutes. Wenn ich spüre, dass ich etwas Geistiges bin. Wenn ich beginne zu vertrauen. Jesus zu vertrauen. Und spüre, wie bei mir die lebendigen Ströme fließen. Wer bin ich? Eine, die dürstet! Eine, die zu Jesus kommt und trinkt. Eine, von der Ströme lebendigen Wassers fließen! Eine, ein Mensch wie Du!
Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
(Joh 7, 37-39)
Durst! Ich erinnere mich an eine lange heiße Wanderung, wo uns das Wasser ausging. Schnell waren die Getränkeflaschen leer. „Man kann doch aus jedem Bach trinken“, dachte ich. Doch es kam kein Bach, keine Quelle. Auch kein Kiosk, kein Gasthaus. Nichts, kein Tropfen. Stunden lang. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“, ruft Jesus.
Durst! Jesus meint wohl einen anderen Durst. Johannes erklärt: Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Durst nach Geist? Nach dem Geist? Wer spürt diesen Durst? Viele haben ihn sich abgewöhnt. Weil man gar nicht mehr weiß, ob da noch was ist, über das Materielle hinaus.
Durst! Durst nach Geist! Wir bekommen ja eingehämmert: Menschen sind eigentlich nur Maschinen. Die man reparieren kann, verbessern. Durch eine biochemische Ergänzung, die wird zugeführt und die Abwehr steht wieder. Wie bei einer Rückrufaktion fürs Auto. Wer so denkt, tut sich schwer mit dem Geist.
Durst! Und doch gibt es Menschen, die spüren den Durst: „Unruhig bin ich, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle. Hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen. Dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und Kränkung. Ohnmächtig wartend auf große Dinge. Zu müde, zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen.“
Durst! So beschrieb es Dietrich Bonhoeffer, nach Monaten im Gefängnis. Wie ein Vogel im Käfig, nach Atem ringend, hungernd nach Farben, Blumen, Vogelstimmen. Geht es da um Geist? Ist nicht das, wonach sich Bonhoeffer in seiner Zelle sehnt, sehr handfest, körperlich, materiell? Vielleicht stellen wir uns den Geist zu flüchtig vor. Jesus ruft ja: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Durst! Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Von dessen Körper! Dies lebendige Wasser ist nichts Nebulöses. Und der Körper keine Maschine. Das Eigentliche in uns Menschen, das wirklich Verlässliche sind nicht Fleisch und Blut, Haut und Knochen, Zellen und Moleküle. Das Eigentliche in uns Menschen ist etwas, was nicht zu fassen ist; etwas Geistiges. Und doch da ist: unser Wesentliches, unser Selbst.
Durst! Der Durst, den Jesus meint, der Durst, den Bonhoeffer in seiner Zelle spürte, die Sehnsucht nach dem Eigentlichen: Farben, Blumen, Vogelstimmen, gute Worte, menschliche Nähe – alles nicht fassbar, aber so wichtig. Wen da dürstet, der komme zu mir! Um Jesus zu verstehen, hilft es sich selbst neu zu verstehen. Sonst nehmen wir wahrscheinlich nicht einmal den Durst wahr, von dem Jesus spricht.
Durst! Wasser zum Trinken habe ich. Sogar Kaffee. Und zu essen. Und Geld, mit dem ich mir das, was ich so brauche, kaufen kann. „Stell dich nicht so an! Dir fehlt doch nichts!“ Doch warum bin ich unruhig? Sehnsüchtig und krank wie ein Vogel im Käfig? Warum ringe ich nach Lebensatem? Warum hungere ich nach Farben, Blumen, Vogelstimmen? Warum dürste ich nach guten Worten, menschlicher Nähe? Warum zittere ich vor Zorn über willkürliche Maßnahmen?
Durst! Ja. Wär ich eine Maschine, ginge es mir gut. Aber ich bin ein Mensch und dürste! Brauche mehr als satt und sauber und Kaffee zum Trinken. Weil ich eben dieses Geistige bin. Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt! Glauben – das ist Vertrauen. Nicht irgendwem. Bloß nicht jedem blind vertrauen. Aber Jesus! Wunderbar. Ich lasse mich fallen. Da bin ich geborgen. Überlasse mich dem, der mich kennt. Der weiß, was ich brauche. Das ist wie Trinken nach einer stundenlangen Wanderung in der Hitze! Frisches, klares Wasser!
Doch wie soll das gehen: Zu Jesus kommen, ihm vertrauen? Aber der ist kein lebendiges Gegenüber. Doch! Wenn ich mich neu sehen lerne – als im Wesentlichen etwas Geistiges, dann wird es anders. Dann steht mein nicht fassbares Inneres dem nicht fassbaren Jesus ganz direkt gegenüber. Der Weg zu Jesus ist offen. Wer Jesus vertraut, wird selbst zur Quelle lebendigen Wassers. Nicht im nebulös-übertragenen Sinn. Sondern: Von dessen Körper, sagt Jesus, fließt das lebendige Wasser anderen zu.
Eine Umarmung fällt mir ein. Eine Umarmung ist nicht in Worte zu fassen. Etwas Körperliches geschieht, vom geistförmigen Eigentlichen der einen zum Eigentlichen des anderen. Darum berührt eine Umarmung so tief. Ja, Durst ist auch etwas Gutes. Wenn ich spüre, dass ich etwas Geistiges bin. Wenn ich beginne zu vertrauen. Jesus zu vertrauen. Und spüre, wie bei mir die lebendigen Ströme fließen. Wer bin ich? Eine, die dürstet! Eine, die zu Jesus kommt und trinkt. Eine, von der Ströme lebendigen Wassers fließen! Eine, ein Mensch wie Du!
Hiltrud Warntjen
Pfarrerin in Vechta hiltrud.warntjen@kh-vec.de