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Mein Herz behüten
„Lache und die Welt lacht mit dir. Weine, und du weinst allein.“ (Ella Wheeler Wilcox). Lachen stiftet Gemeinschaft. Völlig klar. „Lache und die Welt lacht mit dir.“ Wer lacht, findet immer andere, die gerne mit lachen oder gackern oder prusten. Oder quietschen. Auf Feiern und Festen merken wir das. Da gibt es dann beim Essen immer welche, die herzlich und laut miteinander lachen. Da werden alle andern aufmerksam. Und möchten mitlachen. Weil Lachen Menschen anzieht. Zueinander bringt. Weil es fröhlich macht, gute Laune.
„Weine, und du weinst allein.“ Weinen macht eher einsam. Auch wenn manchmal Weinende sehr viel Anteilnahme und Zuwendung erfahren. Meist werden weinende Menschen eher gemieden. Wie spreche ich die bloß an? Ich will den doch nicht verletzen, ihm nicht weh tun. Doch manchmal ist Weinen wirklich heilsam und wichtig. Weinen befreit von der Trauer, die in mir ist. Löst die Traurigkeit. Tränen sind die Perlen der Trauer, heißt es. Das Herz wird leichter, findet zur Heiterkeit zurück. Zur Freude. Zum Lachen.
Im Buch der Sprüche heißt es: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“ (Sprüche 4,23) Mein Herz behüten. Mit allem Fleiß! Mit offenem Herzen und wachem Verstand durchs Leben zu gehen. Bei jeder Entscheidung überlegen, was entsteht daraus, jetzt und in Zukunft. Meinem Herzen treu bleiben – und der Liebe. Umkehren, wenn ich irrte. Ich habe es leider nicht besser gewusst. Und gerade dann: mein Herz behüten. Gut darauf aufpassen, denn es ist das Kostbarste was ich besitze.
Mein Herz behüten. Mein offenes Herz. Es vor mir tragen wie eine kleine Blüte, die in all meinen Farben gleichzeitig leuchtet. Rot, Lila, Grün, Blau, Türkis, alles, was ich bin. Je mehr ich mich öffne, je heller scheint sie. Bei Regen macht sie lieber zu. Kaum scheint die Sonne wieder, blüht sie umso heller. Mein offenes Herz behüten. Die Wunder um mich herum erkennen. Die andern so sehen, wie sie wirklich sind. Neugierig, wild und frei ist mein offenes Herz. Und sehr verletzlich. Offen bleiben.
Mein Herz behüten. Mein mutiges Herz. Angst zu haben gehört dazu. Manchmal bin ich starr vor Angst. Meine Knie schlottern. Mir fehlt mir die Luft zum Atmen. Es schnürt mir buchstäblich die Kehle zu. Mein mutiges Herz behüten. Ruhig bleiben, meine eigene Wahrheit finden. Sie laut in die Welt sagen. Meine Stimme mag anfangs zittrig und zaghaft sein. Doch mit jedem Mal wird sie kräftiger sein und stärker. So wie ich. Unbedingt mutig sein!
Mein Herz behüten. Mein ehrliches Herz. In allen Dingen die Wahrheit zu finden suchen. Auf die Menschen und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln schauen. Daran denken, die Wahrheit ist immer eine Summe aus vielen Wahrheiten. Mein ehrliches Herz behüten. Und auf der Hut sein, dass es sich dabei um Wahrheiten handelt, die aus reinen Herzen entspringen. Alles andere entfernt mich nur davon.
Mein Herz behüten. Mein mitfühlendes Herz. Fühlen, was die Menschen und Tiere bewegt. In Verbindung bleiben. Die Verbindung zueinander ist wie der Puls, der uns antreibt, der alles ausmacht. Mein mitfühlendes Herz behüten. Dass es warm bleibt, auch wenn um mich alles gefroren scheint. Gut für mich sorgen. Und für die Menschen in meiner Nähe. Und für die, die ich gar nicht kenne. Zuhören! Hinsehen! Mitfühlen!
Mein Herz behüten. Mein großzügiges Herz. Geben! Wirklich und aufrichtig geben, so oft ich kann. Am besten ohne Grund geben, einfach, weil ich nicht anders kann. Einfach da sein, wenn ich helfen kann. Wenn ich mehr tun kann als gewöhnlich, handeln, ohne lange drüber nachzudenken. Mein großzügiges Herz behüten. Es gibt mehr Gelegenheiten dafür, als ich denke. Oder ahne.
Mein Herz behüten. Mein vergebendes Herz. Nicht vergeben zu können, bedeutet an alten Wunden und Mustern festzuhalten. Wir alle sind Menschen, wir alle machen Fehler. Versuchen, daraus zu lernen. Mein vergebendes Herz behüten. Den gleichen Fehler nicht wieder machen. Mir selbst vergeben. Und den anderen. Vergeben bedeutet nicht vergessen. Vergeben bedeutet wirklich frei sein.
Mein Herz behüten. Mein freies Herz. Immer und jederzeit bereit die Richtung zu ändern. Einen neuen Kurs einzuschlagen. Manchmal ändert sich die Art, wie ich denke und fühle, ganz plötzlich, über Nacht. Mein freies Herz behüten. Bereit bleiben, alles Gewohnte hinter mir zu lassen. Sehen, wie verbunden wir alle in Wahrheit sind. Wie viel wir uns bedeuten. Groß träumen. Sich dem Leben anvertrauen, ohne wenn und aber.
Mein Herz behüten. Mein liebendes Herz. Enthält alles. Ist offen, mutig, ehrlich, mitfühlend, großzügig, vergebend und frei. So wie die Farben eines bunten Regenbogens. Mein liebendes Herz schlägt laut und gleichzeitig leise. Bringt immer neue Wunder hervor. Ist doch selbst das größte Wunder! Mein liebendes Herz behüten. Zu lieben versuchen, wie nur ich es kann. Mit jeder Faser. Mit meiner ganzen Seele. Am Ende zählt das. Wie sehr wir geliebt haben.
„Weine, und du weinst allein.“ Weinen macht eher einsam. Auch wenn manchmal Weinende sehr viel Anteilnahme und Zuwendung erfahren. Meist werden weinende Menschen eher gemieden. Wie spreche ich die bloß an? Ich will den doch nicht verletzen, ihm nicht weh tun. Doch manchmal ist Weinen wirklich heilsam und wichtig. Weinen befreit von der Trauer, die in mir ist. Löst die Traurigkeit. Tränen sind die Perlen der Trauer, heißt es. Das Herz wird leichter, findet zur Heiterkeit zurück. Zur Freude. Zum Lachen.
Im Buch der Sprüche heißt es: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“ (Sprüche 4,23) Mein Herz behüten. Mit allem Fleiß! Mit offenem Herzen und wachem Verstand durchs Leben zu gehen. Bei jeder Entscheidung überlegen, was entsteht daraus, jetzt und in Zukunft. Meinem Herzen treu bleiben – und der Liebe. Umkehren, wenn ich irrte. Ich habe es leider nicht besser gewusst. Und gerade dann: mein Herz behüten. Gut darauf aufpassen, denn es ist das Kostbarste was ich besitze.
Mein Herz behüten. Mein offenes Herz. Es vor mir tragen wie eine kleine Blüte, die in all meinen Farben gleichzeitig leuchtet. Rot, Lila, Grün, Blau, Türkis, alles, was ich bin. Je mehr ich mich öffne, je heller scheint sie. Bei Regen macht sie lieber zu. Kaum scheint die Sonne wieder, blüht sie umso heller. Mein offenes Herz behüten. Die Wunder um mich herum erkennen. Die andern so sehen, wie sie wirklich sind. Neugierig, wild und frei ist mein offenes Herz. Und sehr verletzlich. Offen bleiben.
Mein Herz behüten. Mein mutiges Herz. Angst zu haben gehört dazu. Manchmal bin ich starr vor Angst. Meine Knie schlottern. Mir fehlt mir die Luft zum Atmen. Es schnürt mir buchstäblich die Kehle zu. Mein mutiges Herz behüten. Ruhig bleiben, meine eigene Wahrheit finden. Sie laut in die Welt sagen. Meine Stimme mag anfangs zittrig und zaghaft sein. Doch mit jedem Mal wird sie kräftiger sein und stärker. So wie ich. Unbedingt mutig sein!
Mein Herz behüten. Mein ehrliches Herz. In allen Dingen die Wahrheit zu finden suchen. Auf die Menschen und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln schauen. Daran denken, die Wahrheit ist immer eine Summe aus vielen Wahrheiten. Mein ehrliches Herz behüten. Und auf der Hut sein, dass es sich dabei um Wahrheiten handelt, die aus reinen Herzen entspringen. Alles andere entfernt mich nur davon.
Mein Herz behüten. Mein mitfühlendes Herz. Fühlen, was die Menschen und Tiere bewegt. In Verbindung bleiben. Die Verbindung zueinander ist wie der Puls, der uns antreibt, der alles ausmacht. Mein mitfühlendes Herz behüten. Dass es warm bleibt, auch wenn um mich alles gefroren scheint. Gut für mich sorgen. Und für die Menschen in meiner Nähe. Und für die, die ich gar nicht kenne. Zuhören! Hinsehen! Mitfühlen!
Mein Herz behüten. Mein großzügiges Herz. Geben! Wirklich und aufrichtig geben, so oft ich kann. Am besten ohne Grund geben, einfach, weil ich nicht anders kann. Einfach da sein, wenn ich helfen kann. Wenn ich mehr tun kann als gewöhnlich, handeln, ohne lange drüber nachzudenken. Mein großzügiges Herz behüten. Es gibt mehr Gelegenheiten dafür, als ich denke. Oder ahne.
Mein Herz behüten. Mein vergebendes Herz. Nicht vergeben zu können, bedeutet an alten Wunden und Mustern festzuhalten. Wir alle sind Menschen, wir alle machen Fehler. Versuchen, daraus zu lernen. Mein vergebendes Herz behüten. Den gleichen Fehler nicht wieder machen. Mir selbst vergeben. Und den anderen. Vergeben bedeutet nicht vergessen. Vergeben bedeutet wirklich frei sein.
Mein Herz behüten. Mein freies Herz. Immer und jederzeit bereit die Richtung zu ändern. Einen neuen Kurs einzuschlagen. Manchmal ändert sich die Art, wie ich denke und fühle, ganz plötzlich, über Nacht. Mein freies Herz behüten. Bereit bleiben, alles Gewohnte hinter mir zu lassen. Sehen, wie verbunden wir alle in Wahrheit sind. Wie viel wir uns bedeuten. Groß träumen. Sich dem Leben anvertrauen, ohne wenn und aber.
Mein Herz behüten. Mein liebendes Herz. Enthält alles. Ist offen, mutig, ehrlich, mitfühlend, großzügig, vergebend und frei. So wie die Farben eines bunten Regenbogens. Mein liebendes Herz schlägt laut und gleichzeitig leise. Bringt immer neue Wunder hervor. Ist doch selbst das größte Wunder! Mein liebendes Herz behüten. Zu lieben versuchen, wie nur ich es kann. Mit jeder Faser. Mit meiner ganzen Seele. Am Ende zählt das. Wie sehr wir geliebt haben.

Wen da dürstet, der komme zu mir!
Am letzten Tag des Laubhüttenfestes, der der höchste war, trat Jesus im Tempel auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
(Joh 7, 37-39)
Durst! Ich erinnere mich an eine lange heiße Wanderung, wo uns das Wasser ausging. Schnell waren die Getränkeflaschen leer. „Man kann doch aus jedem Bach trinken“, dachte ich. Doch es kam kein Bach, keine Quelle. Auch kein Kiosk, kein Gasthaus. Nichts, kein Tropfen. Stunden lang. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“, ruft Jesus.
Durst! Jesus meint wohl einen anderen Durst. Johannes erklärt: Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Durst nach Geist? Nach dem Geist? Wer spürt diesen Durst? Viele haben ihn sich abgewöhnt. Weil man gar nicht mehr weiß, ob da noch was ist, über das Materielle hinaus.
Durst! Durst nach Geist! Wir bekommen ja eingehämmert: Menschen sind eigentlich nur Maschinen. Die man reparieren kann, verbessern. Durch eine biochemische Ergänzung, die wird zugeführt und die Abwehr steht wieder. Wie bei einer Rückrufaktion fürs Auto. Wer so denkt, tut sich schwer mit dem Geist.
Durst! Und doch gibt es Menschen, die spüren den Durst: „Unruhig bin ich, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle. Hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen. Dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und Kränkung. Ohnmächtig wartend auf große Dinge. Zu müde, zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen.“
Durst! So beschrieb es Dietrich Bonhoeffer, nach Monaten im Gefängnis. Wie ein Vogel im Käfig, nach Atem ringend, hungernd nach Farben, Blumen, Vogelstimmen. Geht es da um Geist? Ist nicht das, wonach sich Bonhoeffer in seiner Zelle sehnt, sehr handfest, körperlich, materiell? Vielleicht stellen wir uns den Geist zu flüchtig vor. Jesus ruft ja: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Durst! Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Von dessen Körper! Dies lebendige Wasser ist nichts Nebulöses. Und der Körper keine Maschine. Das Eigentliche in uns Menschen, das wirklich Verlässliche sind nicht Fleisch und Blut, Haut und Knochen, Zellen und Moleküle. Das Eigentliche in uns Menschen ist etwas, was nicht zu fassen ist; etwas Geistiges. Und doch da ist: unser Wesentliches, unser Selbst.
Durst! Der Durst, den Jesus meint, der Durst, den Bonhoeffer in seiner Zelle spürte, die Sehnsucht nach dem Eigentlichen: Farben, Blumen, Vogelstimmen, gute Worte, menschliche Nähe – alles nicht fassbar, aber so wichtig. Wen da dürstet, der komme zu mir! Um Jesus zu verstehen, hilft es sich selbst neu zu verstehen. Sonst nehmen wir wahrscheinlich nicht einmal den Durst wahr, von dem Jesus spricht.
Durst! Wasser zum Trinken habe ich. Sogar Kaffee. Und zu essen. Und Geld, mit dem ich mir das, was ich so brauche, kaufen kann. „Stell dich nicht so an! Dir fehlt doch nichts!“ Doch warum bin ich unruhig? Sehnsüchtig und krank wie ein Vogel im Käfig? Warum ringe ich nach Lebensatem? Warum hungere ich nach Farben, Blumen, Vogelstimmen? Warum dürste ich nach guten Worten, menschlicher Nähe? Warum zittere ich vor Zorn über willkürliche Maßnahmen?
Durst! Ja. Wär ich eine Maschine, ginge es mir gut. Aber ich bin ein Mensch und dürste! Brauche mehr als satt und sauber und Kaffee zum Trinken. Weil ich eben dieses Geistige bin. Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt! Glauben – das ist Vertrauen. Nicht irgendwem. Bloß nicht jedem blind vertrauen. Aber Jesus! Wunderbar. Ich lasse mich fallen. Da bin ich geborgen. Überlasse mich dem, der mich kennt. Der weiß, was ich brauche. Das ist wie Trinken nach einer stundenlangen Wanderung in der Hitze! Frisches, klares Wasser!
Doch wie soll das gehen: Zu Jesus kommen, ihm vertrauen? Aber der ist kein lebendiges Gegenüber. Doch! Wenn ich mich neu sehen lerne – als im Wesentlichen etwas Geistiges, dann wird es anders. Dann steht mein nicht fassbares Inneres dem nicht fassbaren Jesus ganz direkt gegenüber. Der Weg zu Jesus ist offen. Wer Jesus vertraut, wird selbst zur Quelle lebendigen Wassers. Nicht im nebulös-übertragenen Sinn. Sondern: Von dessen Körper, sagt Jesus, fließt das lebendige Wasser anderen zu.
Eine Umarmung fällt mir ein. Eine Umarmung ist nicht in Worte zu fassen. Etwas Körperliches geschieht, vom geistförmigen Eigentlichen der einen zum Eigentlichen des anderen. Darum berührt eine Umarmung so tief. Ja, Durst ist auch etwas Gutes. Wenn ich spüre, dass ich etwas Geistiges bin. Wenn ich beginne zu vertrauen. Jesus zu vertrauen. Und spüre, wie bei mir die lebendigen Ströme fließen. Wer bin ich? Eine, die dürstet! Eine, die zu Jesus kommt und trinkt. Eine, von der Ströme lebendigen Wassers fließen! Eine, ein Mensch wie Du!
Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
(Joh 7, 37-39)
Durst! Ich erinnere mich an eine lange heiße Wanderung, wo uns das Wasser ausging. Schnell waren die Getränkeflaschen leer. „Man kann doch aus jedem Bach trinken“, dachte ich. Doch es kam kein Bach, keine Quelle. Auch kein Kiosk, kein Gasthaus. Nichts, kein Tropfen. Stunden lang. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“, ruft Jesus.
Durst! Jesus meint wohl einen anderen Durst. Johannes erklärt: Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Durst nach Geist? Nach dem Geist? Wer spürt diesen Durst? Viele haben ihn sich abgewöhnt. Weil man gar nicht mehr weiß, ob da noch was ist, über das Materielle hinaus.
Durst! Durst nach Geist! Wir bekommen ja eingehämmert: Menschen sind eigentlich nur Maschinen. Die man reparieren kann, verbessern. Durch eine biochemische Ergänzung, die wird zugeführt und die Abwehr steht wieder. Wie bei einer Rückrufaktion fürs Auto. Wer so denkt, tut sich schwer mit dem Geist.
Durst! Und doch gibt es Menschen, die spüren den Durst: „Unruhig bin ich, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle. Hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen. Dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und Kränkung. Ohnmächtig wartend auf große Dinge. Zu müde, zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen.“
Durst! So beschrieb es Dietrich Bonhoeffer, nach Monaten im Gefängnis. Wie ein Vogel im Käfig, nach Atem ringend, hungernd nach Farben, Blumen, Vogelstimmen. Geht es da um Geist? Ist nicht das, wonach sich Bonhoeffer in seiner Zelle sehnt, sehr handfest, körperlich, materiell? Vielleicht stellen wir uns den Geist zu flüchtig vor. Jesus ruft ja: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Durst! Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Von dessen Körper! Dies lebendige Wasser ist nichts Nebulöses. Und der Körper keine Maschine. Das Eigentliche in uns Menschen, das wirklich Verlässliche sind nicht Fleisch und Blut, Haut und Knochen, Zellen und Moleküle. Das Eigentliche in uns Menschen ist etwas, was nicht zu fassen ist; etwas Geistiges. Und doch da ist: unser Wesentliches, unser Selbst.
Durst! Der Durst, den Jesus meint, der Durst, den Bonhoeffer in seiner Zelle spürte, die Sehnsucht nach dem Eigentlichen: Farben, Blumen, Vogelstimmen, gute Worte, menschliche Nähe – alles nicht fassbar, aber so wichtig. Wen da dürstet, der komme zu mir! Um Jesus zu verstehen, hilft es sich selbst neu zu verstehen. Sonst nehmen wir wahrscheinlich nicht einmal den Durst wahr, von dem Jesus spricht.
Durst! Wasser zum Trinken habe ich. Sogar Kaffee. Und zu essen. Und Geld, mit dem ich mir das, was ich so brauche, kaufen kann. „Stell dich nicht so an! Dir fehlt doch nichts!“ Doch warum bin ich unruhig? Sehnsüchtig und krank wie ein Vogel im Käfig? Warum ringe ich nach Lebensatem? Warum hungere ich nach Farben, Blumen, Vogelstimmen? Warum dürste ich nach guten Worten, menschlicher Nähe? Warum zittere ich vor Zorn über willkürliche Maßnahmen?
Durst! Ja. Wär ich eine Maschine, ginge es mir gut. Aber ich bin ein Mensch und dürste! Brauche mehr als satt und sauber und Kaffee zum Trinken. Weil ich eben dieses Geistige bin. Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt! Glauben – das ist Vertrauen. Nicht irgendwem. Bloß nicht jedem blind vertrauen. Aber Jesus! Wunderbar. Ich lasse mich fallen. Da bin ich geborgen. Überlasse mich dem, der mich kennt. Der weiß, was ich brauche. Das ist wie Trinken nach einer stundenlangen Wanderung in der Hitze! Frisches, klares Wasser!
Doch wie soll das gehen: Zu Jesus kommen, ihm vertrauen? Aber der ist kein lebendiges Gegenüber. Doch! Wenn ich mich neu sehen lerne – als im Wesentlichen etwas Geistiges, dann wird es anders. Dann steht mein nicht fassbares Inneres dem nicht fassbaren Jesus ganz direkt gegenüber. Der Weg zu Jesus ist offen. Wer Jesus vertraut, wird selbst zur Quelle lebendigen Wassers. Nicht im nebulös-übertragenen Sinn. Sondern: Von dessen Körper, sagt Jesus, fließt das lebendige Wasser anderen zu.
Eine Umarmung fällt mir ein. Eine Umarmung ist nicht in Worte zu fassen. Etwas Körperliches geschieht, vom geistförmigen Eigentlichen der einen zum Eigentlichen des anderen. Darum berührt eine Umarmung so tief. Ja, Durst ist auch etwas Gutes. Wenn ich spüre, dass ich etwas Geistiges bin. Wenn ich beginne zu vertrauen. Jesus zu vertrauen. Und spüre, wie bei mir die lebendigen Ströme fließen. Wer bin ich? Eine, die dürstet! Eine, die zu Jesus kommt und trinkt. Eine, von der Ströme lebendigen Wassers fließen! Eine, ein Mensch wie Du!

Von den Rosen
Endlich ist sie wieder da – die Rosenzeit! Eine nach der anderen beginnen sie zu blühen. Rosa, rot, weiß, gelb, pink, eine schöner wie die andere. Die Vielfalt der Blütenformen. Und dann das Beste, ihr Duft! Mhhhmm. So schön, so zärtlich, so überraschend überwältigend stark bei mancher von ihnen. In meinem Garten blüht rosarot die Gloria Dei, Ehre Gottes oder Ruhm Gottes auf Deutsch. Und noch ein paar andere mit klangvollen Namen. Einige Beetrosen, weiß und rosa, auch mit ihren kleinen Blüten. Eine Kletterrose, tiefrot.
Von den Rosen erzählt eine Geschichte über den Dichter Rainer Maria Rilke: „Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er (Rilke) um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geldgeber je aufzusehen, ohne eine anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern, saß die Frau immer am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück.
Eines Tages fragte die Frau verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab zur Antwort: ‚Wir müssten ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.‘ Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber an, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.
Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe. Nach acht Tages saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Dankbarkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. ‚Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?‘ fragte die Französin. Rilke antwortete: ‚Von der Rose‘.“
Da sprach eine Rose mehr als alle anderen milden Gaben. Was die Rose der Bettlerin wohl erzählt hat? Vielleicht: „Guten Tag, Du Liebe, hier bin ich, Deine Rose. Wunderschön – und nur für Dich! Ich will Dein Herz erfreuen, Dein Leben hell machen und freundlich, will Dir neuen Mut schenken. Ich bin für Dich da – nur für Dich.“
Und ich höre die Rose, wie sie weiter spricht: „Atme all das aus, was Dein Leben so oft so schwer macht. Atme meine Schönheit ein, meinen Duft – so zart, so unaufdringlich und doch so betörend schnupperbar. Schau Dir meine Farben an: das Grün meiner Blätter, das zarte Rot meiner Blüte.“ Und habe die Bettlerin vor Augen, wie sie ihre Rose betrachtet, sie bewundert und genießt, schaut und schnuppert.
Und ich sehe die Bettlerin, wie sie ihre Rose berührt. Ganz vorsichtig. Sie ist ja so zart. Wie sie den Stiel ertastet. Mit den Dornen. Die scharf sind und stechen, die eine zum Bluten bringen, wenn sie nicht acht gibt. Die verletzen können. So wie ich und Du oft andere verletzen – und uns selbst. Wie sie die Blätter befühlt. Die Blätter, mit denen die Rose atmet. Fast wie Samt fühlen die sich an. Die Rose streckt ihre Blätter aus, so als ob sie ihr ihre Hand reicht, über alle Verletzungen hinweg.
Wie sie die Blüte berührt. Ganz fein und zart ist sie, voller Farbe. Wie sie duftet! Wie sie sich ihrer Rose zuwendet, diesem Zeichen, in dem die Schöpfung Gottes uns anschaut. Diesem Zeichen, verletzend und doch voller Ausstrahlung, scharfkantig und zärtlich. Wie sie ganz still wird, und eins mit ihrer Rose. Wie sie ihre Rose aufbewahrt, ins Wasser stellt, gut pflegt und behütet.
Und ich male mir aus, wie die Bettlerin sich an eine andere Rosengeschichte erinnert, an die vom kleinen Prinzen und seiner Rose. „Der kleine Prinz hatte auf seinem Planeten eine einzige Rose. Für diese Rose hatte er gesorgt und sie sehr lieb gewonnen. Nachdem er seine Rose wieder gesehen hatte, ging er zu den 5000 Rosen und sagte zu ihnen: ‚Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts. Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht.‘
Und er kam zum Fuchs zurück, der ihm erklärte: ‚Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.‘ ‚Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar,‘ wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. „Die Menschen haben das vergessen“, sagte der Fuchs.
‚Aber du darfst es nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich.‘“
Ob die Bettlerin wohl mit ihrer Rose gebetet hat? Vielleicht. Vielleicht so: „Du, Gott, Quelle allen Lebens, sorgst für mich. Dafür danke ich dir und bitte: für mich und für alle, dass unsere Liebe täglich neu aufblühe und wachse. Dass ich erlebe, meine Liebe und Hingabe werden wertgeschätzt. Dass ich so wie Du, liebe Rose, Wärme, Licht und Wasser zum Wachsen bekommst, Menschen begegne, die mich stützen, mir Geborgenheit schenken. Amen.“
Von den Rosen erzählt eine Geschichte über den Dichter Rainer Maria Rilke: „Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er (Rilke) um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geldgeber je aufzusehen, ohne eine anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern, saß die Frau immer am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück.
Eines Tages fragte die Frau verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab zur Antwort: ‚Wir müssten ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.‘ Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber an, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.
Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe. Nach acht Tages saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Dankbarkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. ‚Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?‘ fragte die Französin. Rilke antwortete: ‚Von der Rose‘.“
Da sprach eine Rose mehr als alle anderen milden Gaben. Was die Rose der Bettlerin wohl erzählt hat? Vielleicht: „Guten Tag, Du Liebe, hier bin ich, Deine Rose. Wunderschön – und nur für Dich! Ich will Dein Herz erfreuen, Dein Leben hell machen und freundlich, will Dir neuen Mut schenken. Ich bin für Dich da – nur für Dich.“
Und ich höre die Rose, wie sie weiter spricht: „Atme all das aus, was Dein Leben so oft so schwer macht. Atme meine Schönheit ein, meinen Duft – so zart, so unaufdringlich und doch so betörend schnupperbar. Schau Dir meine Farben an: das Grün meiner Blätter, das zarte Rot meiner Blüte.“ Und habe die Bettlerin vor Augen, wie sie ihre Rose betrachtet, sie bewundert und genießt, schaut und schnuppert.
Und ich sehe die Bettlerin, wie sie ihre Rose berührt. Ganz vorsichtig. Sie ist ja so zart. Wie sie den Stiel ertastet. Mit den Dornen. Die scharf sind und stechen, die eine zum Bluten bringen, wenn sie nicht acht gibt. Die verletzen können. So wie ich und Du oft andere verletzen – und uns selbst. Wie sie die Blätter befühlt. Die Blätter, mit denen die Rose atmet. Fast wie Samt fühlen die sich an. Die Rose streckt ihre Blätter aus, so als ob sie ihr ihre Hand reicht, über alle Verletzungen hinweg.
Wie sie die Blüte berührt. Ganz fein und zart ist sie, voller Farbe. Wie sie duftet! Wie sie sich ihrer Rose zuwendet, diesem Zeichen, in dem die Schöpfung Gottes uns anschaut. Diesem Zeichen, verletzend und doch voller Ausstrahlung, scharfkantig und zärtlich. Wie sie ganz still wird, und eins mit ihrer Rose. Wie sie ihre Rose aufbewahrt, ins Wasser stellt, gut pflegt und behütet.
Und ich male mir aus, wie die Bettlerin sich an eine andere Rosengeschichte erinnert, an die vom kleinen Prinzen und seiner Rose. „Der kleine Prinz hatte auf seinem Planeten eine einzige Rose. Für diese Rose hatte er gesorgt und sie sehr lieb gewonnen. Nachdem er seine Rose wieder gesehen hatte, ging er zu den 5000 Rosen und sagte zu ihnen: ‚Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts. Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht.‘
Und er kam zum Fuchs zurück, der ihm erklärte: ‚Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.‘ ‚Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar,‘ wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. „Die Menschen haben das vergessen“, sagte der Fuchs.
‚Aber du darfst es nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich.‘“
Ob die Bettlerin wohl mit ihrer Rose gebetet hat? Vielleicht. Vielleicht so: „Du, Gott, Quelle allen Lebens, sorgst für mich. Dafür danke ich dir und bitte: für mich und für alle, dass unsere Liebe täglich neu aufblühe und wachse. Dass ich erlebe, meine Liebe und Hingabe werden wertgeschätzt. Dass ich so wie Du, liebe Rose, Wärme, Licht und Wasser zum Wachsen bekommst, Menschen begegne, die mich stützen, mir Geborgenheit schenken. Amen.“

Gottes Ohren oder Gott hört zu!
Im Krankenzimmer. Es riecht nach Desinfektionsmittel. Ich besuche Herrn Z, kurz vor seiner Operation. Da klopft es an der Tür. Zwei Krankenschwestern kommen herein. “Herr Z., jetzt geht es los. Wir bringen Sie in den OP!” Wir schauen uns an. Er sagt: “Danke dass Sie meine Hand hielten. Jetzt bin ich viel ruhiger geworden.” Wir verabschieden uns. Das Bett mit Herrn Z. wird auf den Flur geschoben.
Nun bin ich allein im Krankenzimmer. Packe meine Sachen zusammen. Stehe auf, um weiter zu gehen. Da öffnet sich die Tür wieder. Ein Mann kommt herein. Der Mitpatient von Herrn Z. Ganz blass ist er. Fragend schaut er mich an. Ich sage meinen Namen, sage “ich bin Seelsorgerin hier im Krankenhaus.”
“Oh, das passt wirklich gut. Ich bin Herr P. Haben Sie vielleicht etwas Zeit?” Wir geben uns die Hand, ich setze mich wieder. Am Tisch im Krankenzimmer können wir gut miteinander reden. Und Gott hört zu.
Ganz blass ist Herr P. Beginnt zu erzählen. Gerade käme er vom Arzt. Der habe ihm seine Diagnose mitgeteilt. Krebs, Endstadium. Da könne man gar nichts mehr machen. Nur noch die Symptome lindern. Ein Monat bliebe ihm wohl noch, habe der Arzt vorsichtig angedeutet. Oh je, er könne es noch gar nicht fassen. So alt sei er ja noch gar nicht, erst Anfang 60. Und seine Frau, wie solle er das bloß seiner Frau beibringen? Und Gott hört zu.
Und er redet und redet, erzählt von seiner Frau, wie sie sich kennenlernten. Von der Heirat, von der Geburt der beiden Kinder. Vom harmonischen Leben in der Familie. Wie die Kinder ihren Weg ins Leben fanden. Von seinem Beruf berichtet er, in dem er viel Erfüllung fand. Ach ja! Und Gott hört zu.
Bis in seine Kindheit gehen seine Gedanken zurück. Seine lieben Eltern, beide schon tot, sein Bruder, der weit weg wohnt. Wie es ihm als Jugendlicher erging, wie es in der Schule war und später dann in der Ausbildung. Und Gott hört zu.
Seine ganze Lebensreise! Herr P. breitet alles aus, was ihm gerade einfällt und durch den Kopf geht. Ich muss wenig tun, nur zuhören. Ganz selten nur frage ich ihn etwas zum besseren Verstehen. Und Gott hört zu.
Geschichten fallen ihm ein. Das Leben blättert sich auf. Das was war, ist wieder ganz nah. Seine Wangen röten sich. Da ist noch viel Leben in ihm. Und Gott hört zu.
Irgendwann sieht er auf seine Uhr. Springt auf. “Frau Pastorin, nun hören Sie mir nun schon so lange zu. Danke für die Zeit. Für Ihr Zuhören. Jetzt weiß ich, wie ich es meiner Frau sagen werde.”
“Gerne, das ist doch meine Aufgabe. Hier im Krankenhaus, als Seelsorgerin. Ich habe zu danken. Für Ihre Offenheit, für Ihr Vertrauen.” Und mutig frage ich: “Darf ich Sie segnen?” Er nickt mit glänzenden Augen. Kommt noch einen Schritt näher, schließt die Augen. Warm lege ich meine Hand auf seinen Kopf. Mit dem Daumen male ich langsam ein Kreuz auf seine Stirn! “Gott segnet dich und ist immer für dich da!” Er schluckt schwer. Dann nickt er. “Danke”, sagt er und schaut mich an.
Und Gott hört zu. “Ich liebe, weil Gott meine Stimme, mein Flehen hört. Weil Gott sein Ohr mir zuneigt.” (Ps 116,1.2a)
“Oh, das passt wirklich gut. Ich bin Herr P. Haben Sie vielleicht etwas Zeit?” Wir geben uns die Hand, ich setze mich wieder. Am Tisch im Krankenzimmer können wir gut miteinander reden. Und Gott hört zu.
Ganz blass ist Herr P. Beginnt zu erzählen. Gerade käme er vom Arzt. Der habe ihm seine Diagnose mitgeteilt. Krebs, Endstadium. Da könne man gar nichts mehr machen. Nur noch die Symptome lindern. Ein Monat bliebe ihm wohl noch, habe der Arzt vorsichtig angedeutet. Oh je, er könne es noch gar nicht fassen. So alt sei er ja noch gar nicht, erst Anfang 60. Und seine Frau, wie solle er das bloß seiner Frau beibringen? Und Gott hört zu.
Und er redet und redet, erzählt von seiner Frau, wie sie sich kennenlernten. Von der Heirat, von der Geburt der beiden Kinder. Vom harmonischen Leben in der Familie. Wie die Kinder ihren Weg ins Leben fanden. Von seinem Beruf berichtet er, in dem er viel Erfüllung fand. Ach ja! Und Gott hört zu.
Bis in seine Kindheit gehen seine Gedanken zurück. Seine lieben Eltern, beide schon tot, sein Bruder, der weit weg wohnt. Wie es ihm als Jugendlicher erging, wie es in der Schule war und später dann in der Ausbildung. Und Gott hört zu.
Seine ganze Lebensreise! Herr P. breitet alles aus, was ihm gerade einfällt und durch den Kopf geht. Ich muss wenig tun, nur zuhören. Ganz selten nur frage ich ihn etwas zum besseren Verstehen. Und Gott hört zu.
Geschichten fallen ihm ein. Das Leben blättert sich auf. Das was war, ist wieder ganz nah. Seine Wangen röten sich. Da ist noch viel Leben in ihm. Und Gott hört zu.
Irgendwann sieht er auf seine Uhr. Springt auf. “Frau Pastorin, nun hören Sie mir nun schon so lange zu. Danke für die Zeit. Für Ihr Zuhören. Jetzt weiß ich, wie ich es meiner Frau sagen werde.”
“Gerne, das ist doch meine Aufgabe. Hier im Krankenhaus, als Seelsorgerin. Ich habe zu danken. Für Ihre Offenheit, für Ihr Vertrauen.” Und mutig frage ich: “Darf ich Sie segnen?” Er nickt mit glänzenden Augen. Kommt noch einen Schritt näher, schließt die Augen. Warm lege ich meine Hand auf seinen Kopf. Mit dem Daumen male ich langsam ein Kreuz auf seine Stirn! “Gott segnet dich und ist immer für dich da!” Er schluckt schwer. Dann nickt er. “Danke”, sagt er und schaut mich an.
Und Gott hört zu. “Ich liebe, weil Gott meine Stimme, mein Flehen hört. Weil Gott sein Ohr mir zuneigt.” (Ps 116,1.2a)

Uns allen blüht – das Leben!
Uns allen blüht – das Leben!
So vieles blüht jetzt. Es ist eine wahre Freude. All die Blumen, Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Vergissmeinnicht und wie sie alle heißen. Das Leben siegt. Zeigt sich von seinen besten Seiten. Das Leben blüht. Uns allen blüht – das Leben! Eine alte Überschrift, aus 1979, vom Nürnberger Kirchentag. Mit einem Fest für die Lebenden, ein Abend, der mich – ich war 21 Jahre alt – tief beeindruckte.
Uns allen blüht – das Leben! Hoffnungsvoll singe ich: „Fürchte Dich nicht, Du gehst nicht verloren. Bleib bei den Traurigen, teile ihr Unglück. So groß die Liebe, so groß der Schmerz.“ „Uns allen blüht der Tod – ein Fest für die Lebenden“, steht auf der Platte, die ich im Laufe der Jahre immer wieder anhörte. Und laut mitsang. „Hört zu, die ihr lebt in dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander, uns allen blüht – der Tod!“
Uns allen blüht – der Tod! Die ersten Lieder erzählen vom Sterben und vom Tod. Von jungen und von alten Menschen. Von Krankheiten, Unfällen und Kriegen. Von der Macht des Todes mitten im Leben. All die Abschiede und Ängste, die unsinnigen Kämpfe und zerbrochenen Lieben. Uns allen blüht – der Tod! Scheinbar kein Entkommen. Selbst dann nicht, wenn ich ihn mit aller Macht aus dem Leben verbannen will. Uns allen blüht – das Leben! Unsere Lebenserwartung ist unvorstellbar gestiegen, der Tod aus unserm Alltag verschwunden. An seine Stelle trat die Angst vorm Sterben, vor Schmerzen und Leiden, vor Verletzlichkeit und Dahinsiechen. Nicht der böse, schnelle Tod macht uns zu schaffen. Eher die langsam ins Leben einsickernde Krankheit, das Vergessen im Alter. Was ich nicht in der Hand habe, wo ich keine Kontrolle mehr habe, da kriege ich Angst. „Hört zu, die ihr lebt in dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander, uns allen blühn – die Folgen!“
„Ihr kommt mir in den Sinn, Ihr Diakonissen, ihr Nonnen, Sozialarbeiter, Ihr tröstenden Hände für viele Schmerzen. Ihr kommt mir in den Sinn, Ihr letzten Menschen, die ihr einfach und ehrlich Jesus nachzuleben versucht – fremd und verloren“, singt es von meiner alten Platte. In den 42 Jahren seither ist die Zahl der Diakonissen und Ordensschwestern in den Krankenhäusern rapide geschrumpft. Im gleichen Maße wie der Wachstumswahn wuchs – nicht nur der Finanzwirtschaft, auch der Gesundheitsbranche. Uns allen blühn – die Folgen!
„Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir. Bleibe still neben mir in dem Raum, jag den Spuk, der mich schreckt, aus dem Raum. Zünd ein Licht an, das Ängste verscheucht, mach die trockenen Lippen mir feucht. Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir“, singt es auf meiner alten Platte vom Sterben. Und im selben Atemzug vom Leben: von Fürsorge und Pflege und Nähe. Und von der Gegenwart der Engel. Uns allen blüht – Heilung!
„Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir. Wisch mir Tränen und Schweiß vom Gesicht, der Geruch des Verfalls stört Dich nicht. Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir.“ Wenn ich unter Belastungen zusammenbreche, brauche ich einen, der mit trägt. Wenn ich Blut und Wasser schwitze, brauche ich eine, die mir den Schweiß abwischt. Das Leben fördern und nicht verhärten. Und durchlässig bleiben für den Schmerz des Lebens, menschlich bleiben, der andern, dem andern zum Engel werden. „Hört zu, die ihr krankt an dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander , uns allen blüht – Heilung!“
„Wo kommt das Leben her, wo wird es bleiben? Atem sprudelnden Geistes, du verwandelst uns. Aus dem Stein wird ein Herz. Auf deinen Spuren, Jesus, weg von den Toten. Da kommt das Leben her, da wird es bleiben.“ Von Ostern her leben. Und blühen. Und darauf vertrauen: „Hört zu, die ihr sterbt an dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander, uns allen blüht – das Leben!“
So vieles blüht jetzt. Es ist eine wahre Freude. All die Blumen, Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Vergissmeinnicht und wie sie alle heißen. Das Leben siegt. Zeigt sich von seinen besten Seiten. Das Leben blüht. Uns allen blüht – das Leben! Eine alte Überschrift, aus 1979, vom Nürnberger Kirchentag. Mit einem Fest für die Lebenden, ein Abend, der mich – ich war 21 Jahre alt – tief beeindruckte.
Uns allen blüht – das Leben! Hoffnungsvoll singe ich: „Fürchte Dich nicht, Du gehst nicht verloren. Bleib bei den Traurigen, teile ihr Unglück. So groß die Liebe, so groß der Schmerz.“ „Uns allen blüht der Tod – ein Fest für die Lebenden“, steht auf der Platte, die ich im Laufe der Jahre immer wieder anhörte. Und laut mitsang. „Hört zu, die ihr lebt in dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander, uns allen blüht – der Tod!“
Uns allen blüht – der Tod! Die ersten Lieder erzählen vom Sterben und vom Tod. Von jungen und von alten Menschen. Von Krankheiten, Unfällen und Kriegen. Von der Macht des Todes mitten im Leben. All die Abschiede und Ängste, die unsinnigen Kämpfe und zerbrochenen Lieben. Uns allen blüht – der Tod! Scheinbar kein Entkommen. Selbst dann nicht, wenn ich ihn mit aller Macht aus dem Leben verbannen will. Uns allen blüht – das Leben! Unsere Lebenserwartung ist unvorstellbar gestiegen, der Tod aus unserm Alltag verschwunden. An seine Stelle trat die Angst vorm Sterben, vor Schmerzen und Leiden, vor Verletzlichkeit und Dahinsiechen. Nicht der böse, schnelle Tod macht uns zu schaffen. Eher die langsam ins Leben einsickernde Krankheit, das Vergessen im Alter. Was ich nicht in der Hand habe, wo ich keine Kontrolle mehr habe, da kriege ich Angst. „Hört zu, die ihr lebt in dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander, uns allen blühn – die Folgen!“
„Ihr kommt mir in den Sinn, Ihr Diakonissen, ihr Nonnen, Sozialarbeiter, Ihr tröstenden Hände für viele Schmerzen. Ihr kommt mir in den Sinn, Ihr letzten Menschen, die ihr einfach und ehrlich Jesus nachzuleben versucht – fremd und verloren“, singt es von meiner alten Platte. In den 42 Jahren seither ist die Zahl der Diakonissen und Ordensschwestern in den Krankenhäusern rapide geschrumpft. Im gleichen Maße wie der Wachstumswahn wuchs – nicht nur der Finanzwirtschaft, auch der Gesundheitsbranche. Uns allen blühn – die Folgen!
„Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir. Bleibe still neben mir in dem Raum, jag den Spuk, der mich schreckt, aus dem Raum. Zünd ein Licht an, das Ängste verscheucht, mach die trockenen Lippen mir feucht. Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir“, singt es auf meiner alten Platte vom Sterben. Und im selben Atemzug vom Leben: von Fürsorge und Pflege und Nähe. Und von der Gegenwart der Engel. Uns allen blüht – Heilung!
„Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir. Wisch mir Tränen und Schweiß vom Gesicht, der Geruch des Verfalls stört Dich nicht. Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in Dir.“ Wenn ich unter Belastungen zusammenbreche, brauche ich einen, der mit trägt. Wenn ich Blut und Wasser schwitze, brauche ich eine, die mir den Schweiß abwischt. Das Leben fördern und nicht verhärten. Und durchlässig bleiben für den Schmerz des Lebens, menschlich bleiben, der andern, dem andern zum Engel werden. „Hört zu, die ihr krankt an dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander , uns allen blüht – Heilung!“
„Wo kommt das Leben her, wo wird es bleiben? Atem sprudelnden Geistes, du verwandelst uns. Aus dem Stein wird ein Herz. Auf deinen Spuren, Jesus, weg von den Toten. Da kommt das Leben her, da wird es bleiben.“ Von Ostern her leben. Und blühen. Und darauf vertrauen: „Hört zu, die ihr sterbt an dieser Zeit, einfache Leute und Herrschaften, alt und jung miteinander, uns allen blüht – das Leben!“
Hiltrud Warntjen
Pfarrerin in Vechta hiltrud.warntjen@kh-vec.de