Am letzten Tag des Laubhüttenfestes, der der höchste war, trat Jesus im Tempel auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
(Joh 7, 37-39)
Durst! Ich erinnere mich an eine lange heiße Wanderung, wo uns das Wasser ausging. Schnell waren die Getränkeflaschen leer. „Man kann doch aus jedem Bach trinken“, dachte ich. Doch es kam kein Bach, keine Quelle. Auch kein Kiosk, kein Gasthaus. Nichts, kein Tropfen. Stunden lang. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“, ruft Jesus.
Durst! Jesus meint wohl einen anderen Durst. Johannes erklärt: Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Durst nach Geist? Nach dem Geist? Wer spürt diesen Durst? Viele haben ihn sich abgewöhnt. Weil man gar nicht mehr weiß, ob da noch was ist, über das Materielle hinaus.
Durst! Durst nach Geist! Wir bekommen ja eingehämmert: Menschen sind eigentlich nur Maschinen. Die man reparieren kann, verbessern. Durch eine biochemische Ergänzung, die wird zugeführt und die Abwehr steht wieder. Wie bei einer Rückrufaktion fürs Auto. Wer so denkt, tut sich schwer mit dem Geist.
Durst! Und doch gibt es Menschen, die spüren den Durst: „Unruhig bin ich, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle. Hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen. Dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und Kränkung. Ohnmächtig wartend auf große Dinge. Zu müde, zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen.“
Durst! So beschrieb es Dietrich Bonhoeffer, nach Monaten im Gefängnis. Wie ein Vogel im Käfig, nach Atem ringend, hungernd nach Farben, Blumen, Vogelstimmen. Geht es da um Geist? Ist nicht das, wonach sich Bonhoeffer in seiner Zelle sehnt, sehr handfest, körperlich, materiell? Vielleicht stellen wir uns den Geist zu flüchtig vor. Jesus ruft ja: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Durst! Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Von dessen Körper! Dies lebendige Wasser ist nichts Nebulöses. Und der Körper keine Maschine. Das Eigentliche in uns Menschen, das wirklich Verlässliche sind nicht Fleisch und Blut, Haut und Knochen, Zellen und Moleküle. Das Eigentliche in uns Menschen ist etwas, was nicht zu fassen ist; etwas Geistiges. Und doch da ist: unser Wesentliches, unser Selbst.
Durst! Der Durst, den Jesus meint, der Durst, den Bonhoeffer in seiner Zelle spürte, die Sehnsucht nach dem Eigentlichen: Farben, Blumen, Vogelstimmen, gute Worte, menschliche Nähe – alles nicht fassbar, aber so wichtig. Wen da dürstet, der komme zu mir! Um Jesus zu verstehen, hilft es sich selbst neu zu verstehen. Sonst nehmen wir wahrscheinlich nicht einmal den Durst wahr, von dem Jesus spricht.
Durst! Wasser zum Trinken habe ich. Sogar Kaffee. Und zu essen. Und Geld, mit dem ich mir das, was ich so brauche, kaufen kann. „Stell dich nicht so an! Dir fehlt doch nichts!“ Doch warum bin ich unruhig? Sehnsüchtig und krank wie ein Vogel im Käfig? Warum ringe ich nach Lebensatem? Warum hungere ich nach Farben, Blumen, Vogelstimmen? Warum dürste ich nach guten Worten, menschlicher Nähe? Warum zittere ich vor Zorn über willkürliche Maßnahmen?
Durst! Ja. Wär ich eine Maschine, ginge es mir gut. Aber ich bin ein Mensch und dürste! Brauche mehr als satt und sauber und Kaffee zum Trinken. Weil ich eben dieses Geistige bin. Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt! Glauben – das ist Vertrauen. Nicht irgendwem. Bloß nicht jedem blind vertrauen. Aber Jesus! Wunderbar. Ich lasse mich fallen. Da bin ich geborgen. Überlasse mich dem, der mich kennt. Der weiß, was ich brauche. Das ist wie Trinken nach einer stundenlangen Wanderung in der Hitze! Frisches, klares Wasser!
Doch wie soll das gehen: Zu Jesus kommen, ihm vertrauen? Aber der ist kein lebendiges Gegenüber. Doch! Wenn ich mich neu sehen lerne – als im Wesentlichen etwas Geistiges, dann wird es anders. Dann steht mein nicht fassbares Inneres dem nicht fassbaren Jesus ganz direkt gegenüber. Der Weg zu Jesus ist offen. Wer Jesus vertraut, wird selbst zur Quelle lebendigen Wassers. Nicht im nebulös-übertragenen Sinn. Sondern: Von dessen Körper, sagt Jesus, fließt das lebendige Wasser anderen zu.
Eine Umarmung fällt mir ein. Eine Umarmung ist nicht in Worte zu fassen. Etwas Körperliches geschieht, vom geistförmigen Eigentlichen der einen zum Eigentlichen des anderen. Darum berührt eine Umarmung so tief. Ja, Durst ist auch etwas Gutes. Wenn ich spüre, dass ich etwas Geistiges bin. Wenn ich beginne zu vertrauen. Jesus zu vertrauen. Und spüre, wie bei mir die lebendigen Ströme fließen. Wer bin ich? Eine, die dürstet! Eine, die zu Jesus kommt und trinkt. Eine, von der Ströme lebendigen Wassers fließen! Eine, ein Mensch wie Du!
Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
(Joh 7, 37-39)
Durst! Ich erinnere mich an eine lange heiße Wanderung, wo uns das Wasser ausging. Schnell waren die Getränkeflaschen leer. „Man kann doch aus jedem Bach trinken“, dachte ich. Doch es kam kein Bach, keine Quelle. Auch kein Kiosk, kein Gasthaus. Nichts, kein Tropfen. Stunden lang. „Wen da dürstet, der komme zu mir!“, ruft Jesus.
Durst! Jesus meint wohl einen anderen Durst. Johannes erklärt: Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Durst nach Geist? Nach dem Geist? Wer spürt diesen Durst? Viele haben ihn sich abgewöhnt. Weil man gar nicht mehr weiß, ob da noch was ist, über das Materielle hinaus.
Durst! Durst nach Geist! Wir bekommen ja eingehämmert: Menschen sind eigentlich nur Maschinen. Die man reparieren kann, verbessern. Durch eine biochemische Ergänzung, die wird zugeführt und die Abwehr steht wieder. Wie bei einer Rückrufaktion fürs Auto. Wer so denkt, tut sich schwer mit dem Geist.
Durst! Und doch gibt es Menschen, die spüren den Durst: „Unruhig bin ich, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig. Ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle. Hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen. Dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe. Zitternd vor Zorn über Willkür und Kränkung. Ohnmächtig wartend auf große Dinge. Zu müde, zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen.“
Durst! So beschrieb es Dietrich Bonhoeffer, nach Monaten im Gefängnis. Wie ein Vogel im Käfig, nach Atem ringend, hungernd nach Farben, Blumen, Vogelstimmen. Geht es da um Geist? Ist nicht das, wonach sich Bonhoeffer in seiner Zelle sehnt, sehr handfest, körperlich, materiell? Vielleicht stellen wir uns den Geist zu flüchtig vor. Jesus ruft ja: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt!
Durst! Wie die Schrift sagt: von dessen Körper werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Von dessen Körper! Dies lebendige Wasser ist nichts Nebulöses. Und der Körper keine Maschine. Das Eigentliche in uns Menschen, das wirklich Verlässliche sind nicht Fleisch und Blut, Haut und Knochen, Zellen und Moleküle. Das Eigentliche in uns Menschen ist etwas, was nicht zu fassen ist; etwas Geistiges. Und doch da ist: unser Wesentliches, unser Selbst.
Durst! Der Durst, den Jesus meint, der Durst, den Bonhoeffer in seiner Zelle spürte, die Sehnsucht nach dem Eigentlichen: Farben, Blumen, Vogelstimmen, gute Worte, menschliche Nähe – alles nicht fassbar, aber so wichtig. Wen da dürstet, der komme zu mir! Um Jesus zu verstehen, hilft es sich selbst neu zu verstehen. Sonst nehmen wir wahrscheinlich nicht einmal den Durst wahr, von dem Jesus spricht.
Durst! Wasser zum Trinken habe ich. Sogar Kaffee. Und zu essen. Und Geld, mit dem ich mir das, was ich so brauche, kaufen kann. „Stell dich nicht so an! Dir fehlt doch nichts!“ Doch warum bin ich unruhig? Sehnsüchtig und krank wie ein Vogel im Käfig? Warum ringe ich nach Lebensatem? Warum hungere ich nach Farben, Blumen, Vogelstimmen? Warum dürste ich nach guten Worten, menschlicher Nähe? Warum zittere ich vor Zorn über willkürliche Maßnahmen?
Durst! Ja. Wär ich eine Maschine, ginge es mir gut. Aber ich bin ein Mensch und dürste! Brauche mehr als satt und sauber und Kaffee zum Trinken. Weil ich eben dieses Geistige bin. Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir! Und es trinke, wer an mich glaubt! Glauben – das ist Vertrauen. Nicht irgendwem. Bloß nicht jedem blind vertrauen. Aber Jesus! Wunderbar. Ich lasse mich fallen. Da bin ich geborgen. Überlasse mich dem, der mich kennt. Der weiß, was ich brauche. Das ist wie Trinken nach einer stundenlangen Wanderung in der Hitze! Frisches, klares Wasser!
Doch wie soll das gehen: Zu Jesus kommen, ihm vertrauen? Aber der ist kein lebendiges Gegenüber. Doch! Wenn ich mich neu sehen lerne – als im Wesentlichen etwas Geistiges, dann wird es anders. Dann steht mein nicht fassbares Inneres dem nicht fassbaren Jesus ganz direkt gegenüber. Der Weg zu Jesus ist offen. Wer Jesus vertraut, wird selbst zur Quelle lebendigen Wassers. Nicht im nebulös-übertragenen Sinn. Sondern: Von dessen Körper, sagt Jesus, fließt das lebendige Wasser anderen zu.
Eine Umarmung fällt mir ein. Eine Umarmung ist nicht in Worte zu fassen. Etwas Körperliches geschieht, vom geistförmigen Eigentlichen der einen zum Eigentlichen des anderen. Darum berührt eine Umarmung so tief. Ja, Durst ist auch etwas Gutes. Wenn ich spüre, dass ich etwas Geistiges bin. Wenn ich beginne zu vertrauen. Jesus zu vertrauen. Und spüre, wie bei mir die lebendigen Ströme fließen. Wer bin ich? Eine, die dürstet! Eine, die zu Jesus kommt und trinkt. Eine, von der Ströme lebendigen Wassers fließen! Eine, ein Mensch wie Du!
Hiltrud Warntjen
Pfarrerin in Vechta hiltrud.warntjen@kh-vec.de