04.07.2020
Licht der Welt 5.7.2020
Ich erinnere mich noch daran, dass es früher in unserer Pfälzischen Kirche einmal im Jahr einen sogenannten Männersonntag gab. Im Zusammenhang mit den Gleichstellungsdebatten sind in vielen evangelischen Landeskirchen spezielle Frauensonntage entstanden. Unsere mittlerweile auch nicht mehr so ganz neue pfälzische Gottesdienstordnung gibt sich da ganz diplomatisch und schlägt uns für den vierten Sonntag nach Trinitatis vor, ihn als Sonntag der neuen Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche zu feiern. Das macht auch Sinn, finde ich! Wir bilden ja schließlich alle zusammen Gottes große bunte Familie, völlig unabhängig von allen äußerlichen Unterschieden. Uns allen gilt die wunderbare Zusage, die Jesus uns in der Bergpredigt macht.
„Ihr seid das Licht der Welt. Die Stadt hoch auf dem Berg kann sich nicht verstecken. Niemand zündet ein Licht an und stellt es dann unter einen Krug. Es wird vielmehr auf den Leuchter gesetzt. Dann leuchtet es für alle, die im Haus sind. So soll auch euer Licht den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Gott im Himmel loben.“
Das heißt doch: Jesus traut uns etwas zu. Ja, Gott traut uns etwas zu. Wir können etwas bewirken. Wir können dazu beitragen, dass es um uns herum heller wird für andere. Auf ganz unterschiedliche Art und mit unterschiedlicher Leuchtkraft, je nach Situation und Kräfteverhältnissen.
Manchmal haben wir vielleicht das Gefühl, dass unsere Energiequellen versiegen, wir ausgebrannt sind. Dann dürfen wir darauf hoffen, dass Gott uns neue Kraft und neuen Mut geben will. Gerade im Moment finde ich das ganz besonders wichtig, darauf vertrauen zu können, dass trotz aller Müdigkeit und Erschöpfung, die wir gerade empfinden, diese tolle Zusage uns allen gilt.
Jesus sagt es uns ganz deutlich: Gott traut uns zu „Licht für die Welt“ zu sein! Denn Gott hat versprochen bei uns zu sein. Auch und vielleicht gerade dann, wenn unsere Energiereserven knapp sind. Selbst dann, wenn wir das Gefühl haben, im Dunkeln zu sitzen. Das Vertrauen auf Gottes Nähe und Unterstützung gibt uns immer wieder Kraft weiter zu machen. Es gibt uns den Mut uns gegenseitig zu stärken und uns für ein gutes Miteinander einzusetzen.
Jesu Worte sind weitererzählt worden durch viele Zeiten hindurch. Menschen haben seine Worte aufgenommen und weiter entwickelt. Nelson Mandela, zum Beispiel, hat in seiner berühmten Antrittsrede zum Präsidenten von Südafrika 1994 Worte zitiert, die von einer tollen Frau stammen, einer amerikanischen Friedensaktivistin mit Namen Marianne Williamson:
Unsere tiefste Angst ist nicht,
dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist,
dass wir unermesslich mächtig sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten,
nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns:
Wer bin ich denn eigentlich,
dass ich leuchtend, hinreißend, begnadet
und phantastisch sein darf?
Wer bist du denn,
dass du das NICHT sein darfst?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst, dient das nicht der Welt.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du dich klein machst,
damit andere um dich herum
sich nicht verunsichert fühlen.
Du wurdest geboren,
um die Ehre Gottes zu verwirklichen,
die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns
sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser Licht erstrahlen lassen,
geben wir unbewusst den anderen Menschen
die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer Angst befreit haben,
wird unsere Gegenwart
ohne unser Zutun
andere befreien.