29.03.2020
Jetzt haben wir schon 2 Wochen Ausnahmezustand hinter uns. Und eigentlich sind sie doch erstaunlich schnell herum gegangen, finden Sie nicht? Sicher, hin und wieder hab ich einen gewaltigen Durchhänger und denke, ich halte es bald nicht mehr aus. Aber dann beschäftige ich mich wieder und denke nicht mehr daran, was alles gerade nicht geht. Was tun Sie, um sich abzulenken? Lesen? Rätsel lösen? Im Garten arbeiten oder im Keller basteln? Vielleicht auch die eine Ecke aufräumen, wo man sonst immer alles hinlegt, wofür man gerade keine andere Verwendung hat und wozu man sonst nie kommt.
Das Schwierigste an der Situation ist für viele Menschen aber wohl, dass wir Kontakte zu anderen meiden sollen. Das fällt vielen von uns sehr schwer. Da ist ein neues Schlagwort entstanden, das überall zu hören und zu lesen ist. Natürlich wieder einmal auf Englisch. Ich meine das Schlagwort „Social Distancing“, was wörtlich heißt, „Abstand im sozialen Miteinander“. Im schlimmsten Falle würde das ja zu „sozialer Entfremdung“ führen. Vielleicht sollten wir lieber von „Körperlichem Abstand“ reden. Das ist es doch, worum es geht und was auch wichtig ist, damit sich nicht alles noch schneller ausbreitet. Die „soziale Nähe“ im eigentlichen Sinne des Wortes ist aber doch wichtiger als je, und sie ist ja nicht (nur) von physischen Kontakten abhängig. Es gibt zum Glück auch andere Möglichkeiten miteinander in Kontakt zu bleiben. Die sollten wir jetzt verstärkt nutzen.
Und dabei auch versuchen, nicht den Mut zu verlieren. Trotz allem. So wie es der Psalm 73 sehr schön sagt:
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.
Der 73. Psalm fasst sehr deutlich in Worte, worüber sich Menschen schon seit ewigen Zeiten Gedanken machen. Nämlich: Warum müssen Menschen leiden? Und wie kommen wir damit zurecht, dass im Leben so viel Schweres zu ertragen ist?
Der Psalm malt zunächst die schlimmsten Schreckensbilder aus, wie schlecht es einem Menschen gehen kann, dass Zweifel und Ängste und Schmerzen uns quälen können. Doch dann schleudert uns dieser Psalm ein trotziges Dennoch entgegen. Trotz Kummer, Angst und Leid, trotz aller Fragen und Zweifel, trotz allem, was im Laufe eines Menschenlebens so auf uns zukommen kann, trotz allem will die betende Person an Gott fest halten.
Ich finde das beeindruckend! Da muss wohl die Erfahrung dahinter stecken, dass Gott bei uns ist und uns trägt und hält, was immer auch geschehen mag. Darauf dürfen wir genauso vertrauen, wie es schon unzählige Menschen in den letzten Jahrtausenden getan haben, wenn sie mit den Worten dieses Psalmes gebetet haben. Auch ich glaube daran: Gott lässt uns nicht allein. So wie Vater oder Mutter ihr Kind an die Hand nehmen und das Kind sich dann geborgen und sicher fühlt bei aller Gefahr, die es umgibt, so kümmert sich Gott um uns Menschen. Und das tut gut zu wissen. Unabhängig davon, was die nächsten Tage und Wochen noch für uns bereit halten, Gottes Liebe begleitet uns und trägt uns. Darauf dürfen wir vertrauen. In Jesus Christus, in seinem ganzen Leben und Wirken wurde es deutlich, dass Gott uns nahe sein will. Darauf zu vertrauen, kann uns auch Trost und Halt in dieser schwierigen Zeit geben. Und es soll uns immer wieder neuen Mut machen. Auch wenn manche Tage schwierig sind.
Behalten Sie die Zuversicht!