24.05.2020
25.5.2020 (zu Jeremia 31, 31-34)
In der letzten Woche ist vieles wieder in Gang gekommen um uns herum. Manches wirkt schon fast wieder normal. Und doch ist immer noch vieles nicht möglich. Einerseits lesen wir in der Zeitung von nur noch ganz wenigen Infizierten in unserem Bereich hier. Andererseits erfahren wir dann wieder, dass in anderen Teilen Deutschlands neue Infektionen auftreten, da wo Menschen wieder normale Dinge tun wollten, Gottesdienst feiern oder ins Restaurant gehen. Was ist also richtig? Wie sollen wir uns verhalten? Das verunsichert viele von uns, glaube ich.
Wir wollen doch gerne endlich wieder unsere Familie treffen, mit Freundinnen und Freunden zusammen sein und unserer Arbeit nachgehen. Viele geraten auch immer mehr in eine kritische finanzielle Situation.
Wir sehnen uns danach, unser gewohntes Leben wieder führen zu können. Und trotzdem empfiehlt es sich weiterhin vorsichtig zu sein und sich an die Schutzmaßnahmen zu halten. Irgendwie befinden wir uns gefühlsmäßig in so einem Zwischenstadium, finde ich. Nicht mehr ganz so eingeschüchtert wie am Anfang, aber eben noch weit entfernt vom normalen Alltag. Genauso ist auch dieser Sonntag irgendwie so ein Zwischenstadium. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Jesus ist nicht mehr da, die heilige Geisteskraft noch nicht.
Der Predigttext für diesen Sonntag aus dem Prophetenbuch Jeremia spricht davon, dass Gott etwas Neues mit den Menschen vorhat, einen neuen Bund eingehen will.
Ins menschliche Herz hinein legen will Gott, dass die Menschen und Gott zusammen gehören. Spüren sollen wir es also, wie Gott ist und wo Gott wirkt. Wir sollen Gott kennen von Natur aus. Ach, wenn es doch nur immer so einfach wäre! Viele von uns wünschen sich, darauf vertrauen zu können, dass Gott da ist und uns auch jetzt in dieser schwierigen Zeit nicht allein lässt. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen sich in den letzten Wochen viel mehr Gedanken über solche Themen gemacht haben als sonst.
Kein Wunder: da war ja auch viel mehr Zeit, mal zur Besinnung zu kommen, zur inneren Einkehr. Und sich zu fragen, was uns denn wirklich tragen kann in unserem Leben. Wenn so vieles wegzubrechen droht, was uns bisher selbstverständlich erschien.
Wir haben doch tatsächlich vieles in uns, in unsere Herzen gelegt, sozusagen. Wir haben innere Kräfte, die sich oft erst dann richtig entfalten, wenn wir eine schwierige Situation bewältigen müssen. Wir haben meistens auch ein sicheres Gespür dafür, was richtig ist und was nicht. Und wir haben eine Sehnsucht nach dem Heiligen in uns, nach der Nähe zu einer göttlichen Macht. Vielleicht ist es das, wovon Jeremia hier spricht? Wir dürfen jedenfalls darauf vertrauen, dass Gott bei uns ist und bei uns bleibt, was immer auch geschehen mag. Und wir hoffen darauf, dass wir an Pfingsten wieder zusammen Gottesdienst feiern können.