26.04.2020
Endlich scheint einiges in Bewegung zu kommen. Teilweise Lockerungen der Beschränkungen, Geschäfte wieder geöffnet, bald wieder Schule – jedenfalls für manche. Vielleicht auch bald wieder Gottesdienste.
Ist das der ersehnte Silberstreifen am Horizont?
Ich bin mir da noch etwas unsicher. Die Meinungen gehen ja sehr weit auseinander, was sinnvoll und vernünftig wäre.
Ich habe ein bisschen Angst, dass die Infektionen jetzt wieder steigen, weil doch wieder mehr Kontakte entstehen. Überhaupt finde ich die ganze Situation beunruhigend und auch unheimlich.
Es macht Angst, dass wir nicht wirklich wissen, was noch alles kommen wird. Dass wir die Lage gar nicht richtig einschätzen können, sondern darauf vertrauen müssen, was uns irgendwelche Fachleute immer wieder ein bisschen anders erklären, und was die Politik dann daraus macht. Wir wissen ja aber alle aus Erfahrung auch, dass Angst kein guter Ratgeber ist, weil sie uns panisch werden lässt oder auch uns lähmt und wir dann falsch reagieren. Der Apostel Paulus ermutigt uns zu einer positiven Lebenshaltung, die wir einnehmen können, wenn wir uns von Gott geliebt fühlen. Er sagt es so: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Paulus spricht hier ganz offen von Furcht und sagt damit: die Furcht gehört zum Leben dazu. Das ist ganz normal. Auch ohne Corona. Wir haben immer wieder Zeiten, in denen wir unsicher sind, uns vor etwas fürchten und nicht weiter wissen. Meistens ist es natürlich auch sinnvoll, noch einmal gründlich zu prüfen, was wir entscheiden. Aber nicht aus Furcht. Die Furcht soll uns nicht beherrschen können, sagt Paulus. Denn Gott hat uns etwas anderes gegeben. Gott hat uns den Geist der Kraft gegeben, heißt es hier so schön. Kraft, die in uns steckt. Fähigkeiten und Begabungen, die wir alle haben. Ganz unterschiedliche, aber alle zusammen ergeben einen großen Schatz, der uns als Gemeinschaft weiter bringen kann. Wir können auch die Liebe weitergeben, die Gott uns schenkt. So wie Jesus es uns vorgelebt hat. Indem wir anderen liebevoll begegnen, machen wir Gott lebendig in dieser Welt. Trotz aller Furcht und allem, was uns Sorgen macht. Besonders gut gefällt mir in diesem Zusammenhang das Wort Besonnenheit.Genau das ist es doch, was nötig ist. Nicht panisch zu werden, nichts zu überstürzen. Auch nicht aus Ungeduld zu schnell wieder zum normalen Alltag zurückzukehren und leichtsinnig zu werden. Es gilt vielmehr besonnen zu handeln. Ruhig und gelassen weiterhin die Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, auch wenn es uns schwer fällt. Und manches ist ja auch durchaus möglich. Wir können ja raus aus unseren vier Wänden. Zum Glück. Wir können den wunderschönen Frühling genießen, spazieren gehen, Fahrrad fahren.
Viele Familien sind schon die ganze Zeit mit dem Fahrrad unterwegs.
Auch unsere Radwegekirche in Gommersheim ist wieder geöffnet. Natürlich nicht für große Gruppen. Aber Einzelne dürfen jederzeit hinein und die Familien, die zusammen unterwegs sind, natürlich auch. Wie bald wir wieder normale Gottesdienste feiern können, das ist noch nicht klar. Ob es so vernünftig ist, das so schnell wie möglich erzwingen zu wollen, bezweifle ich.
Da gehen wir dann lieber besonnen vor und wägen die Gefahren gut ab. Ich kann mir auch, ehrlich gesagt, nicht gut vorstellen, dass ein Gottesdienst, in dem wir nicht miteinander singen dürfen, sinnvoll ist. Also üben wir uns noch ein bisschen in Geduld, so schwer es auch fällt. Und halten uns an all das, was in Besonnenheit möglich ist. Aneinander denken, auch im Gebet. Dort, wo es möglich ist, liebevoll miteinander umgehen, sei es nur durch einen freundlichen Gruß oder Rücksichtnahme beim Einkaufen oder im Straßenverkehr.
Wir können auch jetzt unser Leben erfüllt gestalten, wenn wir die Furcht überwinden, wenn wir auf die eigenen Kräfte trauen, die uns von Gott geschenkt sind, und wenn wir liebevoll und besonnen mit uns selbst, mit anderen und mit Gott umgehen.
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.