Ostersonntag
Heute feiern wir Ostern! Ostern findet statt – auch wenn wir diesmal auf vieles verzichten müssen, was für uns zu Ostern dazu gehört. Zum Beispiel mein Lieblingsgottesdienst, die Auferstehungsfeier am Ostermorgen mit dem Osterfühstück. Dieses Jahr wäre Freisbach dran gewesen.
Draußen grünt und blüht es als ob nichts wäre. Der Frühling scheint sich in diesem Jahr ganz besonders anzustrengen – oder kommt es mir vielleicht nur so vor, weil ich den Gegensatz so stark empfinde? Auf der einen Seite diese vor Leben strotzende wunderschöne, aufblühende Natur – auf der anderen Seite massive Einschränkungen unserer Freiheit, wenig Kontakte und die meistens nur sehr distanziert.
„Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“ So haben die Frauen gefragt, von denen Markus uns erzählt, dass sie am Ostermorgen zum Grab gekommen sind.
Wer wird uns den Stein unserer Angst und unserer Sorgen vom Herzen wälzen?
Die Frauen erfuhren, dass der, den sie suchten nicht mehr da war. Ein Bote Gottes sagt ihnen: „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist von den Toten auferweckt worden, er ist nicht hier;
Das ist die frohe Botschaft von Ostern: Jesus ist auferstanden. Das Leben ist stärker als der Tod.
Ich habe kürzlich eine schöne Geschichte gelesen:
„Im Gefängnis von Nowosibirsk kam ein überzeugter Christ mit Schwerverbrechern in eine Zelle. Sie wollten von ihm wissen, wen er umgebracht habe. Als er sagte, dass er wegen seines christlichen Glaubens verhaftet worden sei, verlangten sie Beweise. In einer Streichholzschachtel hatte er ein Markus-Evangelium verborgen. Das gab er ihnen. Einer lieh ihm seine Pritsche. Als er aufwachte, lasen sie gerade von der Auferstehung Christi im 16. Kapitel. Immer wieder. Er musste ihnen das Evangelium schenken.”
Was hat wohl diese hartgesottenen Männer damals so beeindruckt an der Ostergeschichte? Ich stelle mir vor, dass für diese Männer die Botschaft vom Sieg des Lebens eine Art von Auferstehung bedeutet hat – mitten in ihrem tristen, hoffnungslosen Leben im Gefängnis, sozusagen ein Lichtstreifen am Horizont.
Solch ein Lichtstreifen kann die Osterbotschaft für uns in unserer momentanen Situation genauso sein. Es wird nicht ewig so weiter gehen. Wir dürfen hoffen. Hoffen, dass da noch mehr sein muss als das, was wir alltäglich erleben. Darauf vertrauen, dass das neue Leben wirklich auch uns gilt und der Tod nicht alles beherrschen darf.
Als die Frauen zum leeren Grab kamen und den Stein weg gerückt fanden, da erfuhren sie, dass Jesu Tod am Kreuz nicht das Ende des Lebens war, sondern ein neuer Anfang. Ihnen wurde die Botschaft übermittelt, dass Gott in Jesus gezeigt hat, dass Gottes Liebe und Gottes Leben alles durchdringen wollen. Gottes Leben ist für alle da und lässt sich nicht umbringen und unterdrücken. All unsere traurigen Erfahrungen sollen uns nicht dauerhaft die Freude am Leben nehmen dürfen. Auch wenn wir uns mit unserem Verstand nicht vorstellen können, was es mit der Auferstehung auf sich hat. Wir können nur glauben und darauf vertrauen, dass immer wieder etwas völlig Neues, Lebendiges entstehen kann. Jesus starb den Kreuzestod und wurde wieder auferweckt, dass alle Leben haben, Leben in seiner ganzen Fülle. Deshalb feiern wir Ostern.
Trotz alledem! Sein Leben soll alles durchdringen und uns alle stärken.
Das ist doch eine wirklich ungeheuerliche Botschaft: Jesus lebt und gibt allen Leben, die an ihn glauben, ob arm oder reich, ob dumm oder gescheit, ob klein oder groß, ob Mann oder Frau. Gottes Leben in seiner ganzen Fülle voll Liebe und sich darin Geborgenwissen, trotz aller Anfechtungen und Nöte, dieses Leben steht uns allen offen.
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe – Halleluja (EG 628)