Im Krankenzimmer. Es riecht nach Desinfektionsmittel. Ich besuche Herrn Z, kurz vor seiner Operation. Da klopft es an der Tür. Zwei Krankenschwestern kommen herein. “Herr Z., jetzt geht es los. Wir bringen Sie in den OP!” Wir schauen uns an. Er sagt: “Danke dass Sie meine Hand hielten. Jetzt bin ich viel ruhiger geworden.” Wir verabschieden uns. Das Bett mit Herrn Z. wird auf den Flur geschoben.
Nun bin ich allein im Krankenzimmer. Packe meine Sachen zusammen. Stehe auf, um weiter zu gehen. Da öffnet sich die Tür wieder. Ein Mann kommt herein. Der Mitpatient von Herrn Z. Ganz blass ist er. Fragend schaut er mich an. Ich sage meinen Namen, sage “ich bin Seelsorgerin hier im Krankenhaus.”
“Oh, das passt wirklich gut. Ich bin Herr P. Haben Sie vielleicht etwas Zeit?” Wir geben uns die Hand, ich setze mich wieder. Am Tisch im Krankenzimmer können wir gut miteinander reden. Und Gott hört zu.
Ganz blass ist Herr P. Beginnt zu erzählen. Gerade käme er vom Arzt. Der habe ihm seine Diagnose mitgeteilt. Krebs, Endstadium. Da könne man gar nichts mehr machen. Nur noch die Symptome lindern. Ein Monat bliebe ihm wohl noch, habe der Arzt vorsichtig angedeutet. Oh je, er könne es noch gar nicht fassen. So alt sei er ja noch gar nicht, erst Anfang 60. Und seine Frau, wie solle er das bloß seiner Frau beibringen? Und Gott hört zu.
Und er redet und redet, erzählt von seiner Frau, wie sie sich kennenlernten. Von der Heirat, von der Geburt der beiden Kinder. Vom harmonischen Leben in der Familie. Wie die Kinder ihren Weg ins Leben fanden. Von seinem Beruf berichtet er, in dem er viel Erfüllung fand. Ach ja! Und Gott hört zu.
Bis in seine Kindheit gehen seine Gedanken zurück. Seine lieben Eltern, beide schon tot, sein Bruder, der weit weg wohnt. Wie es ihm als Jugendlicher erging, wie es in der Schule war und später dann in der Ausbildung. Und Gott hört zu.
Seine ganze Lebensreise! Herr P. breitet alles aus, was ihm gerade einfällt und durch den Kopf geht. Ich muss wenig tun, nur zuhören. Ganz selten nur frage ich ihn etwas zum besseren Verstehen. Und Gott hört zu.
Geschichten fallen ihm ein. Das Leben blättert sich auf. Das was war, ist wieder ganz nah. Seine Wangen röten sich. Da ist noch viel Leben in ihm. Und Gott hört zu.
Irgendwann sieht er auf seine Uhr. Springt auf. “Frau Pastorin, nun hören Sie mir nun schon so lange zu. Danke für die Zeit. Für Ihr Zuhören. Jetzt weiß ich, wie ich es meiner Frau sagen werde.”
“Gerne, das ist doch meine Aufgabe. Hier im Krankenhaus, als Seelsorgerin. Ich habe zu danken. Für Ihre Offenheit, für Ihr Vertrauen.” Und mutig frage ich: “Darf ich Sie segnen?” Er nickt mit glänzenden Augen. Kommt noch einen Schritt näher, schließt die Augen. Warm lege ich meine Hand auf seinen Kopf. Mit dem Daumen male ich langsam ein Kreuz auf seine Stirn! “Gott segnet dich und ist immer für dich da!” Er schluckt schwer. Dann nickt er. “Danke”, sagt er und schaut mich an.
Und Gott hört zu. “Ich liebe, weil Gott meine Stimme, mein Flehen hört. Weil Gott sein Ohr mir zuneigt.” (Ps 116,1.2a)
“Oh, das passt wirklich gut. Ich bin Herr P. Haben Sie vielleicht etwas Zeit?” Wir geben uns die Hand, ich setze mich wieder. Am Tisch im Krankenzimmer können wir gut miteinander reden. Und Gott hört zu.
Ganz blass ist Herr P. Beginnt zu erzählen. Gerade käme er vom Arzt. Der habe ihm seine Diagnose mitgeteilt. Krebs, Endstadium. Da könne man gar nichts mehr machen. Nur noch die Symptome lindern. Ein Monat bliebe ihm wohl noch, habe der Arzt vorsichtig angedeutet. Oh je, er könne es noch gar nicht fassen. So alt sei er ja noch gar nicht, erst Anfang 60. Und seine Frau, wie solle er das bloß seiner Frau beibringen? Und Gott hört zu.
Und er redet und redet, erzählt von seiner Frau, wie sie sich kennenlernten. Von der Heirat, von der Geburt der beiden Kinder. Vom harmonischen Leben in der Familie. Wie die Kinder ihren Weg ins Leben fanden. Von seinem Beruf berichtet er, in dem er viel Erfüllung fand. Ach ja! Und Gott hört zu.
Bis in seine Kindheit gehen seine Gedanken zurück. Seine lieben Eltern, beide schon tot, sein Bruder, der weit weg wohnt. Wie es ihm als Jugendlicher erging, wie es in der Schule war und später dann in der Ausbildung. Und Gott hört zu.
Seine ganze Lebensreise! Herr P. breitet alles aus, was ihm gerade einfällt und durch den Kopf geht. Ich muss wenig tun, nur zuhören. Ganz selten nur frage ich ihn etwas zum besseren Verstehen. Und Gott hört zu.
Geschichten fallen ihm ein. Das Leben blättert sich auf. Das was war, ist wieder ganz nah. Seine Wangen röten sich. Da ist noch viel Leben in ihm. Und Gott hört zu.
Irgendwann sieht er auf seine Uhr. Springt auf. “Frau Pastorin, nun hören Sie mir nun schon so lange zu. Danke für die Zeit. Für Ihr Zuhören. Jetzt weiß ich, wie ich es meiner Frau sagen werde.”
“Gerne, das ist doch meine Aufgabe. Hier im Krankenhaus, als Seelsorgerin. Ich habe zu danken. Für Ihre Offenheit, für Ihr Vertrauen.” Und mutig frage ich: “Darf ich Sie segnen?” Er nickt mit glänzenden Augen. Kommt noch einen Schritt näher, schließt die Augen. Warm lege ich meine Hand auf seinen Kopf. Mit dem Daumen male ich langsam ein Kreuz auf seine Stirn! “Gott segnet dich und ist immer für dich da!” Er schluckt schwer. Dann nickt er. “Danke”, sagt er und schaut mich an.
Und Gott hört zu. “Ich liebe, weil Gott meine Stimme, mein Flehen hört. Weil Gott sein Ohr mir zuneigt.” (Ps 116,1.2a)
Hiltrud Warntjen
Pfarrerin in Vechta hiltrud.warntjen@kh-vec.de