“Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.”
Wie soll das gehen? Ich kann viele Erfahrungen erzählen, die voller Trauer sind. Aber wo ist in solchen Situationen die Freude? Ist das nicht ein bisschen zu viel verlangt? Fragen drängen sich angesichts dieses Bibeltextes aus dem Johannes-Evangelium auf. Aber nicht ich selbst bin der Mittelpunkt, sondern Jesus und seine Jünger damals vor Jesu Kreuzigung. Immer wieder werden in Bibelauslegungen die Jünger damals und wir heute gleichgesetzt. Das klappt aber nicht so einfach. Zu unterschiedlich sind Lebens- und Erfahrungswelten. Das Einzige, was uns mit den Jüngern kurz vor Karfreitag und Ostern verbindet: Wir verstehen nicht, was Jesus sagt, was er meint. Jesus redet von sich und seinem Weg, und ich beziehe es auf mich und meinen Weg. Jesus redet von seinem Tod und seiner Auferstehung, und ich denke an meine Schmerzen und meine Lebensfreude. Dabei wünsche ich mir so oft, in Emmaus dabei gewesen zu sein. Ich wäre gern mit Jesus nach Ostern übers Land gezogen, hätte mit ihm geredet. Ob ich den Auferstandenen erkannt hätte? Und schon wieder habe ich mehr Fragen als Antworten. Passion und Ostern sind schwer zu begreifen. Da bin ich den Jüngern nahe, auch mit dem Erstaunen der Fragenden: Brannte in uns nicht das Herz, als Jesus mit uns redete? Also suche ich solche erstaunlichen Momente, in denen ich mich bei Gott wiederfinde. Da erlebe ich, was Freude in Gottes Sinn ist. Dann kann auch meine Trauer mich nicht niederdrücken und Freude kann wieder ins Leben einziehen.
Carmen Jäger